Wahlkampf an der Saar: Lafontaine unterliegt der Bockwurst

Eigentlich ist der Linke-Chef nur Jubel gewohnt. Doch seine doppelte Kandidatur in Land und Bund stößt an der Saar auf Skepsis. Was sich auf der Landesversammlung zeigt.

Napoleon von der Saar: Manch Linker möchte kein Wiederholungsprogramm. Bild: dpa

SAARBRÜCKEN taz Seltsam leidenschaftslos redete Oskar Lafontaine an diesem Samstag auf der Mitgliederversammlung der Linken Saar auf seine Genossen ein. Und die gingen denn auch vielfach Bockwurst essen oder zur besseren Unterhaltung ins Foyer. Trotzdem stimmt am Ende das Ergebnis. Mit 93,9 Prozent wurde Lafontaine zum Spitzenkandidaten für die Landtagswahlen im August gewählt.

Außerdem führt der ehemalige saarländische SPD-Ministerpräsident nun auch die Bundestagswahlliste seiner Partei an. Der wegen des Überschusses an älteren Männern bei der Saarlinken von vielen Mitgliedern befürchtete Bruderkampf um die Plätze hinter Lafontaine blieb weitgehend aus. Denn mit einem Griff in die Trickkiste hatte die Parteiführung die von Lafontaine "skeptisch" beurteilte Frauenquote in der Satzung ausgehebelt und damit auf der Landesliste Platz für nachrückende Männer geschaffen. Zwar wurden für die beiden Frauenplätze nach Lafontaine mit der Regierungsangestellten und ehemaligen Sozialdemokratin Astrid Schramm und der mitten in der Legislaturperiode von den Grünen zur Linken konvertierten Landtagsabgeordneten Barbara Spaniol zwei Frauen nominiert und dann auch auf die Landesliste gewählt. Jedoch sind beide bereits auf den Listen ihrer Wahlbezirke längst mit reservierten Direktmandaten - eine saarländische Spezialität - abgesichert. Deshalb werden Schramm und Spaniol nach der Wahl umgehend ihre Direktmandate annehmen und damit Platz für zwei Männer machen.

Dann wird der auf Platz vier der Landesliste gewählte erste Mann nach Lafontaine, der Wirtschaftswissenschaftler Heinz Bierbaum, zum Zuge kommen. Auch Lothar Schnitzler auf Platz sechs profitiert von dem Trick. Zuvor hatte Lafontaine seinen Parteifreunden versichert, dass er das Amt des Ministerpräsidenten übernehmen wolle, wenn die Linke stärkste Kraft einer rot-roten Koalition werde. Seine Doppelkandidatur in Land und Bund war in der Basis vielfach auf Skepsis gestoßen. Die SPD müsse anerkennen, dass in einem Linksbündnis die größte Fraktion den Ministerpräsidenten stellen werde, sagte Lafontaine weiter. Sollten das die Sozialdemokraten von Heiko Maas sein, will der linke Spitzenmann im Landtag die Zusammenarbeit mit der SPD propagieren. "Wir Linke sind ja keine Spinner", sagte Lafontaine. Er warf der SPD vor, bereits "Geheimgespräche mit der CDU über die Bildung einer großen Koalition" zu führen. Begeistern konnte er die Genossen damit nicht. Der Beifall fiel mäßig aus, man hatte das alles schon einmal gehört.

Landeschef Rolf Linsler mahnte seine Partei schon in der Begrüßungsrede eindringlich, "keine Fehler mehr" zu machen. Fehler wie etwa in der Gemeinde Wadgassen, unweit der Landeshauptstadt Saarbrücken. Sechs von neun linken Kandidaten der dortigen Kommunalwahlliste für den Gemeinderat sind kürzlich zurückgetreten. Als "erklärte Pazifisten" wollten sie es nicht länger hinnehmen, dass der kommunale Spitzenmann als Paintballspieler mit dem Druckluftgewehr durch die Wälder robbt und Farbpatronen auf Mitspieler verschießt.

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