Drogerist forscht kranke Angestellte aus

ÜBERWACHUNG Nach Lidl interessiert sich auch Drogeriekette Müller für Krankheiten von Mitarbeitern. Angestellte, die zu Hause bleiben, werden nach ihrer Rückkehr vom Vorgesetzten detailliert befragt

MÜNCHEN AFP | Auch die Drogeriekette Müller forscht ihre Beschäftigen nach einem Zeitungsbericht illegal aus. Das Unternehmen sammle detaillierte Informationen über Krankheiten der Mitarbeiter, berichtete die Süddeutsche Zeitung von Samstag. Zuvor waren bereits geheime Krankenakten beim Discounter Lidl und in einem Werk des Autobauers Daimler bekannt geworden.

Laut SZ müssen Beschäftigte bei Müller regelmäßig Auskunft über ihren Gesundheitszustand geben. Die Erfassung von Krankheitsdaten erfolgt demnach vor allem über ein Formular mit der Überschrift „Krankenrückkehrgespräch“, auf dem das Firmenlogo des Unternehmens sowie die Namen von Einzelfirmen der Drogeriekette stehen. Wer krankheitsbedingt ausfalle, werde nach seiner Rückkehr zum Gespräch mit den Vorgesetzten gebeten, zitiert die SZ einen Mitarbeiter. Der Fragebogen werde dann gemeinsam ausgefüllt und anschließend von beiden Gesprächsteilnehmern unterzeichnet.

Unter anderem soll der Mitarbeiter dem Bericht zufolge darüber Auskunft geben, ob er wegen „derselben Ursache im laufenden Kalenderjahr bereits krank gewesen“ oder „die Genesung vollständig abgeschlossen“ sei. Der bei der Gewerkschaft Ver.di für den Einzelhandel zuständige Experte Rainer Dacke sagte, ihm lägen verschiedene Hinweise von Müller-Mitarbeitern vor, wonach solche Gespräche zum Krankheitsverlauf bei der Drogeriekette üblich seien. „Viele der Betroffenen trauen sich nicht, solche Auskünfte zu verweigern, obwohl sie wissen, dass dies gesetzlich nicht zulässig ist.“

„Solche Fragebögen sind illegal“, sagte der Ver.di-Handelsexperte Rainer Dacke. Woran ein Beschäftigter leide und ob er wieder vollständig gesund sei, gehe den Arbeitgeber grundsätzlich nichts an. Die Müller-Geschäftsführung wollte sich nicht zu den Krankenrückkehrgesprächen äußern. Die Drogeriekette beschäftigt 18.000 Mitarbeiter. Lidl hatte Anfang April in der Affäre um das Ausforschen von Mitarbeiter-Krankheiten seinen Deutschland-Chef Frank-Michael Mros entlassen. Laut einem Spiegel-Bericht verwendete Lidl Formulare, in denen der „Grund der Krankheit“ von Mitarbeitern eingetragen werden sollte.

Arbeitnehmer, die krank sind, müssen ihrer Firma keine Angaben über die Krankheit machen. Ausnahmen gibt es, wenn die Krankheit die Einsatzmöglichkeiten einschränkt oder Schutzmaßnahmen voraussetzt, wie es etwa bei einer Allergie sein kann. Die Diagnose, die der Arzt auf der Krankmeldung einträgt, geht nur an die Krankenkasse. Auf dem für den Arbeitgeber bestimmten Exemplar ist sie nicht enthalten.