Pleite für Freie Wähler bei Europawahl: Pauli droht mit Partei-Neugründung

Nach der Pleite bei der Europawahl wollen die Freien Wähler nicht mehr zur Bundestagswahl antreten - Spitzenkandidatin Gabriele Pauli dagegen schon, notfalls mit eigener Partei.

"Eine muss den Anfang machen, das bin ich": Gabriele Pauli. Bild: dpa

MÜNCHEN taz | Der peinlichste Nachmittag in der Geschichte der Freien Wähler beginnt eigentlich ganz harmlos. Im Münchner Presseclub analysieren der Vorsitzende des Bundesverbands Armin Grein und der bayerische Landeschef Hubert Aiwanger das Scheitern bei der Europawahl. Die Freien Wähler holten bundesweit 1,7 Prozent. Man habe sich bundesweit etabliert, sagt Aiwanger. Die Perspektive liege nun auf den Wahlen 2013. Und: Es gebe im Vorstand ein klares "Nein" zur Teilnahme an der Bundestagswahl 2009. Doch dann flackern hinter der Milchglastür Fotoblitze auf. Gabriele Pauli kommt.

Die gescheiterte Spitzenkandidatin zur Europawahl trägt einen leuchtend orangefarbenen Rock, sie setzt sich neben ihre beiden Chefs und verkündet: Sie wird auf jeden Fall zur Bundestagswahl antreten, zur Not mit einer eigenen Partei. "Eine muss den Anfang machen, das bin ich", meint Pauli. Von dieser Bestimmtheit der ehemaligen Fürther Landrätin und Ex-CSU-Rebellin sind ihre Kollegen offensichtlich überrumpelt. Ob er bei der Partei mitmachen würde, wird Aiwanger gefragt. Er sagt genervt: "Voraussichtlich nicht."

Im Herbst sind die Freien Wähler als basisdemokratische Hoffnung mit 10,2 Prozent der Stimmen in den bayerischen Landtag eingezogen. An diesem Montag treten sie als unbeholfene Chaos-Partei auf.

Denn anscheinend weiß hier niemand vom anderen, was er tut. Der Pressesprecher entschuldigt sich, dass Frau Pauli sich verspätet habe - wegen eines Interviews in Berlin sei sie ein Flugzeug später gereist. Pauli meldet sich und widerspricht: "Also ich hatte diese Maschine schon lange gebucht", meint sie und erntet Gelächter.

Pauli betont dann, dass sie mit der Parteigründung keine Teilung der Freien Wähler anstrebe. Es handle sich um eine Ergänzung. Jeder Freie Wähler dürfe bei ihrer Partei mitmachen. "Es kommt nicht auf Posten an, mir persönlich auch nicht", sagt Pauli. "Es ist ein Angebot." Ein Programm hat sie nicht. Aber werde demnächst ein "Leitpapier" geben, mit "grundsätzlichen Gedanken", verspricht Pauli. Ob die Begrenzung von Ehen auf sieben Jahren eine These wird, bleibt offen - Inhalte verrät sie nicht. Und der Name, etwa Pauli-Partei? Vielleicht werde sie ihre Partei ja "Freie Wähler Partei" nennen, sofern das für die Freien Wähler in Ordnung sei. Aber die fühlen sich überfahren.

Der Bundesvorsitzende Grein sagt zu den Journalisten zerknirscht: "Sie haben das seltene Glück, dass wir vorher nicht mit Frau Pauli gesprochen haben." Ob denn Gabriele Pauli bei den Freien Wählern ausgeschlossen werde, wird Landeschef Aiwanger gefragt. Er sagt nur: "Das sind Details, die müsste man dann überlegen." BERNHARD HÜBNER

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.