Partei der Luschen gibt sich lammfromm

CSU Beim kleinen Parteitag bleibt die Rebellion gegen Horst Seehofer aus. Auf einmal möchte niemand mehr etwas gegen ihn sagen. Auch Ex-Parteichef Erwin Huber ist heute „stolz auf die CSU“

MÜNCHEN taz | Es gibt keine Rebellion, nicht einmal ein Grummeln, beim kleinen CSU-Parteitag in der BMW-Welt in München. Wochenlang haben die Parteifreunde am Stuhl des Vorsitzenden Horst Seehofer gesägt. CSU-Größen kritisierten ihn offen und schürten Gerüchte über seinen Gesundheitszustand. Als sich am Montag die Delegierten der CSU treffen, um den Koalitionsvertrag abzusegnen, wäre das eine Chance gewesen, offen zu diskutieren. Doch die CSUler geben sich luschig. Seit Seehofer den Koalitionsvertrag fertig verhandelte, mag niemand mehr ein böses Wort gegen den Parteichef sagen.

Selbst der legendäre Parteiquerulant Georg Pfister aus Breitengüßbach nicht. Der steht mit seinem schwarzen Hut am Mikrofon und sagt, Seehofer habe sich ganz gut verkauft und gut verhandelt. „Ich befürworte das alles.“ Nach der Bundestagswahl zweifelte Exparteichef Erwin Huber offen an der Glaubwürdigkeit Seehofers. Heute tritt er ans Mikrophon und meint: „Ich bin Stolz auf die CSU.“

Horst Seehofer ist vor allem stolz auf sich selbst. Man habe alle Versprechen an die Wähler eingehalten. „Haken dran, erledigt“, meint Seehofer. Eine Stunde lang lobt er seine Leistungen in den Koalitionsverhandlungen. Dank der CSU werde es keine unsozialen Einschnitte geben und Steuerentlastungen wie noch nie in der Geschichte der Bundesrepublik, meint Seehofer. „Liebe Freunde, ich hab nichts gegen Diskussionen“, sagt Seehofer. Aber die CSU müsse nun geschlossen auftreten. Die Delegierten widersprechen nicht und nicken den Koalitionsvertrag einstimmig ab.

Nur Erwin Huber kann das Mahnen nicht lassen. „Im Erfolg liegt auch das Risiko“, sagt er auf dem Gang zu den Journalisten. Das Risiko bestehe in der Frage, ob es Seehofer gelinge, das, was im Koalitionsvertrag steht, auch durchzusetzen. BERNHARD HÜBNER