Neue Vorwürfe gegen die Kolping-Stiftung

ENTWICKLUNGSHILFE In dem Korruptionsfall um ein Bildungsprojekt in Paraguay liegen der taz neue Papiere vor. Darin wird der Chef von Kolping International, Axel Werner, vom Stiftungsnachwuchs belastet

BERLIN taz | Rund eine Woche nach den Korruptionsvorwürfen gegen den früheren Geschäftsführer der Kolping-Stiftung in Paraguay, Max Samaniego, gerät auch der Deutschland-Chef von Kolping International, Axel Werner, unter Druck. Dies geht aus einer notariell beglaubigten Erklärung vom 10. August hervor, die der taz vorliegt.

Darin wirft unter anderem der Vorsitzende der Jugendorganisation des Kolping-Werkes Paraguay, Elvio Recalde Ramirez, Werner vor, auf einem Treffen in Montevideo in Uruguay im Januar 2009 den Jugendlichen mit der Schließung von Kolping Paraguay gedroht zu haben, sollten die Vorwürfen gegen Samaniego verfolgt werden. Diesem und weiteren Mitgliedern von Kolping Paraguay wird von der aktuellen Geschäftsführerin, Brigitte Fuzellier, vorgeworfen, deutsche und europäische Entwicklungshilfegelder zwischen 2002 und 2007 in möglicherweise Millionenhöhe veruntreut zu haben. Fuzellier hat auch gegen Mitarbeiter von Kolping Deutschland Anzeige erstattet.

Im Einzelnen hat Kolping-International-Chef Werner in der aktuellen Aussage von Ramirez und seinem Kollegen Vicente Gonzalez Galeano von Kolping Paraguay gesagt, dass, „wenn die neue Verwaltung der Fundación Kolping Paraguay in ihrer Absicht beharren sollte, die Unregelmäßigkeiten (…) anzuzeigen, für ihn die Gefahr bestünde, im Gefängnis zu enden, da er alle Schecks und Auslagen unterschrieb“. Am Ende des Treffens habe Werner nach einem Protokoll gefragt. Daraufhin sagte einer der Jugendlichen, dies sei nicht nötig, da er alles auf einem Tonband aufgezeichnet habe. Daraufhin forderte Werner nach Aussage von Ramirez und Galeano, die Aufnahme sofort zu löschen, und bedrohte die Jugendlichen. Das notarielle Protokoll lässt offen, ob das Band gelöscht wurde – nach Aussagen aus der Kolping-Stiftung Paraguay hat Werner dies möglicherweise selbst getan. Axel Werner war am Freitag nicht zu erreichen, da er sich laut des Generalsekretärs von Kolping International, Hubert Tintelott, im Ausland aufhält. Er sagte der taz, man solle die Ermittlungen abwarten. Am Montag beginnen Mitarbeiter von Kolping und des Bundesentwicklungsministeriums mit der Untersuchung. GORDON REPINSKI