Gesetzesänderung soll Zahl der Organspenden erhöhen

DEBATTE Widerspruch statt Zustimmung? Politik und Verbände diskutieren über Transplantationsregeln

BERLIN epd | Parteien und Verbände diskutieren über eine mögliche Änderung des Transplantationsgesetzes. Eine Reform sei ethisch geboten, um mehr Organspenden zu ermöglichen, sagte der gesundheitspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Karl Lauterbach, dem Kölner Stadtanzeiger. Er hoffe auf einen parteiübergreifenden Konsens, der die Organspende anders als bisher zur Regel mache. Während Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) eine offene Diskussion befürwortet, zeigte sich Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) skeptisch. Auch die Bundesärztekammer lehnte die Pläne ab.

Lauterbach warb dafür, eine sogenannte Widerspruchsregelung bei Organspenden gesetzlich festzuschreiben. Die Entnahme von Organen bei Hirntoten müsse dann nur bei ausdrücklichem Widerspruch unterbleiben. Angesichts des Organmangels in Deutschland halte er „das ethisch für geboten“, sagte Lauterbach.

In Deutschland gilt bisher die „Zustimmungslösung“. Organe dürfen nach dem Hirntod eines Patienten nur entnommen werden, wenn der Gestorbene zu Lebzeiten ausdrücklich zugestimmt hat. Dagegen gilt in neun EU-Ländern eine „Widerspruchsregelung“, nach der Organe nur dann nicht entnommen dürfen, wenn zu Lebzeiten widersprochen wurde. Nach Angaben der Deutschen Stiftung Organtransplantation warten in der Bundesrepublik derzeit rund 12.000 Menschen auf ein Spenderorgan. Schätzungsweise tausend Patienten sterben jedes Jahr, weil kein geeignetes Organ zur Verfügung steht.

Leutheusser-Schnarrenberger sagte der Welt, sie sei dafür, über die Einführung einer Widerspruchsregelung zu diskutieren: „Jahr für Jahr sterben Menschen, die vergeblich auf Organspenden warten.“ Rösler hatte dagegen betont, Organspenden dürften nicht gesetzlich verordnet werden. Auch die Bundesärztekammer lehnt eine Widerspruchslösung ab. Schon die Debatte darüber mache „mehr kaputt, als sie an Nutzen bringt“, sagte Vizepräsident Frank-Ulrich Montgomery dem Berliner Tagesspiegel.

Auslöser der Diskussion ist die Nierenspende des SPD-Fraktionsvorsitzenden Frank-Walter Steinmeier an seine Frau Elke Büdenbender.