Geheimen kommt ein Geheimnis abhanden

BND Von der Baustelle des künftigen Sitzes des Bundesnachrichtendienstes in Berlin sollen geheime Baupläne verschwunden sein. Nun könnte eine Neuplanung nötig werden. Die Regierung lässt ermitteln

BERLIN dpa | Die Bundesregierung untersucht den Vorwurf, von der Großbaustelle des Bundesnachrichtendienstes (BND) in Berlin seien Baupläne für hochsensible Bereiche des Neubaus verschwunden. Eine entsprechende Kommission sei am vergangenen Freitag beim BND eingerichtet worden, teilte Regierungssprecher Steffen Seibert am Montag in Berlin mit.

Er sprach von einem ernst zu nehmenden Vorgang. „Die Bundesregierung hat großes Interesse daran, dass dieser Vorgang bald geklärt wird.“ Noch sei aber nicht zu sagen, wie schwerwiegend das Verschwinden der Unterlagen sei und welche Konsequenzen gezogen werden müssten. Das Magazin Focus hatte berichtet, es seien Karten für den BND-Neubau verschwunden, die als Verschlusssache klassifiziert gewesen seien: „VS – Nur für den Dienstgebrauch“. Der Schaden der Verratsaffäre sei riesig, zitiert das Blatt einen früheren Referatsleiter des BND. Befreundete Geheimdienste könnten geschockt reagieren, Teile der BND-Zentrale müssten möglicherweise neu gebaut werden.

Ein Sprecher des BND verwies auf die Zuständigkeit des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung, den Bauherrn der neuen BND-Zentrale. Der Geheimdienst sei offiziell nur Mieter des Gebäudes für künftig 4.000 Mitarbeiter. Das Kanzleramt ordnete nach Angaben des Bundespresseamtes an, „dass die zuständigen deutschen Sicherheitsbehörden eine Sicherheitsbewertung“ erstellen. Das seien der BND, das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) und das Bundesamt für Verfassungsschutz.

Nach Darstellung von Focus wurden die Karten bereits vor mehr als einem Jahr von der Baustelle geschmuggelt. Daraus lasse sich „die exakte Funktion jedes einzelnen Raums, die Dicke der Mauern, die genaue Position jeder Toilette, jedes Notausgangs und jeder Sicherheitsschleuse ablesen“. Das Kartenmaterial gebe auch Auskunft über das „Herzstück“ der Geheimdienstzentrale, das Technik- und Logistikzentrum.

Die Berliner Polizei ist nach eigenen Angaben bisher nicht mit diesem Vorgang befasst.