Arbeiterkinder steigen seltener auf als früher

STATISTIK Soziale Herkunft spielt im Westen eine abnehmende, im Osten eine zunehmende Rolle

BERLIN taz/epd | Von Armut bedrohte Menschen in Deutschland fühlen sich vor allem durch die Kosten für ihre Wohnung unter finanziellem Druck. Wie aus dem Datenreport 2011 des Bundesamtes für Statistik hervorgeht, sieht sich etwa jeder dritte Armutsgefährdete durch Ausgaben für seine Wohnung schwer belastet. Selbst unter den nicht als armutsgefährdet geltenden Menschen war es jeder Fünfte, wie das Amt am Dienstag in Berlin mitteilte.

16 Prozent der Armutsgefährdeten konnten im Jahr 2009 ihre Wohnung nicht angemessen heizen. Bei den nicht von Armut bedrohten Menschen waren es 4 Prozent. Als armutsgefährdet gilt, wer weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens der Gesamtbevölkerung verdient. Im Jahr 2008 waren das knapp 16 Prozent der Bevölkerung in Deutschland, die Schwelle lag bei 929 Euro monatlich.

Im Datenreport finden sich auch Erhebungen zur sozialen Mobilität, und da zeigt sich ein differenziertes Bild. Die Langzeitbetrachtung von 1976 bis 2010 ergebe „für westdeutsche Männer einen klaren kontinuierlichen Trend hin zu einem abnehmendem Einfluss der sozialen Herkunft auf die eigene Klassenposition“, heißt es.

Die Verläufe sind aber je nach Schicht unterschiedlich: Von den ungelernten Arbeitern im Westen „erbten“ im vergangenen Jahrzehnt immerhin 30 Prozent der Söhne die gleiche Position wie der Vater, in den 90er Jahren waren dies nur 24 Prozent gewesen. Im Osten behielten im Jahrzehnt nach der Wende nur 18 Prozent der Söhne aus der Klasse der ungelernten Arbeiter- und Angestellten die gleiche Position, dieser Beharrungseffekt war ein Jahrzehnt später auf 29 Prozent angewachsen.

Bei den Töchtern von Vätern der untersten Gruppe schaffen sowohl im Westen als auch im Osten noch weniger als die Männer den Aufstieg nach oben.

Bei den leitenden Angestellten, Freiberuflern und auch bei den Facharbeitern und Meistern landet der Nachwuchs zunehmend in einer anderen Schicht als die Vätergeneration – aber nicht unbedingt in einer höheren. Der Datenreport stellt im Vergleich zu früher einen Trend zu „mehr Abstiegen“ fest. Bei den Töchtern aus der obersten Schicht ist allerdings der „Beharrungseffekt“ gestiegen, ihnen gelingt es also zunehmend, die Position des Vaters auch für sich zu halten.

Im Osten spielt die Herkunft keine so große Rolle wie in den alten Bundesländern, doch „es kommt zu einer Annäherung an das Westniveau“, heißt es im Datenreport. BARBARA DRIBBUSCH