Eine neue Spur führt in den Westen

NEONAZIS Ein Zeuge berichtet den Ermittlern über Verbindungen des Zwickauer Terrortrios in den Westen

BERLIN taz/dpa | Die Mitglieder der Zwickauer Terrorzelle sollen auch im Westen Unterstützer gehabt haben. Möglicherweise gab es gar logistische Verstrickungen zwischen dem Trio und dem organisierten westdeutschen Rechtsradikalismus.

Laut einem Bericht der Süddeutschen Zeitung liegen neue Zeugenaussagen eines Rechtsradikalen vor. Er soll gegenüber den Ermittlungsbehörden ausgesagt haben, in einem Fall gemeinsam mit Gleichgesinnten aus dem Westen Örtlichkeiten für einen Mord ausspioniert zu haben. Bevor das Anschlagsziel festgelegt worden sei, sei er jedoch abgesprungen. Kurz darauf sei ein türkischer Kleinunternehmer von den Terroristen Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos erschossen worden.

Wie das Blatt berichtet, war das Zwickauer Trio der Zeugenaussage zufolge bei der gewaltbereiten rechtsextremistischen Szene im Westen bekannt. Dort habe man gewusst, dass Böhnhardt und Mundlos hinter den Morden an acht türkischen und einem griechischen Kleinunternehmer steckten. „Möglicherweise wurden die auch als Helden gefeiert“, so der Ermittler.

Der Mann, dessen Identität von den Behörden geschützt werde, könne selbst nicht mehr wegen Unterstützung der Terroristen strafrechtlich belangt werden. Laut einem Ermittler sei seine Tat inzwischen „verjährt“. Der Zeuge habe nur über den Zeitraum gesprochen, der für ihn strafrechtlich ohne Konsequenzen bleibe, in seinem Fall beträgt die Verjährungsfrist zehn Jahre. Der Mann sei bislang der einzige Rechtsradikale, der sich im Zuge der in der vergangenen Woche ausgelösten Öffentlichkeitsfahndung bei den Behörden gemeldet habe.

Den Ermittlern zufolge haben die 1998 untergetauchten Terroristen Kameraden mit Geld gesponsert. Das Geld stammte aus mindestens vierzehn Banküberfällen. In den Jahren von 1999 bis 2011 sollen die Terroristen insgesamt 600.000 Euro erbeutet haben.

Nach Feststellungen der Fahnder gab es insbesondere zwischen der militanten Szene in Franken und Neonazis in Thüringen enge Verbindungen. Das Blatt zitiert einen nicht näher bezeichneten Fahnder mit den Worten, man ermittle „jetzt verstärkt in diese Richtung“. AM