Zoff um die Nutzenbewertung

PHARMA Arzneimittelhersteller werfen Medizinprüfern Unwissenschaftlichkeit vor

BERLIN taz | Der Verband forschender Arzneimittelhersteller (vfa) bezichtigt Deutschlands oberste Medizinprüfer der Unwissenschaftlichkeit: „Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen verstößt gegen die internationalen Standards der evidenzbasierten Medizin“, behauptete die vfa-Hauptgeschäftsführerin Birgit Fischer am Freitag in Berlin.

Die Kritik der Pharmalobbyistin richtet sich gegen Kriterien der frühen Nutzenbewertung neuer Medikamente, die seit 2011 gesetzlich vorgeschrieben ist. Das IQWiG prüft dabei, ob ein neues Medikament gegenüber der Vergleichstherapie einen patientenrelevanten Zusatznutzen hat. Diese Bewertung bildet die Grundlage für spätere Preisverhandlungen zwischen Krankenkassen und Herstellern.

Laut Fischer wendet das IQWiG statt international anerkannter Bewertungskriterien eigene, willkürliche, mitunter „unethische“ an. Einigen neuen Medikamenten werde deswegen kein oder nur ein geringer Zusatznutzen zugesprochen – und damit ein Preis, der die Forschungskosten nicht decke. Patienten in Deutschland müssten damit rechnen, dass Innovationen, etwa zur Behandlung von Aids oder Hepatitis C, künftig nicht zur Verfügung stünden.

Der IQWiG-Leiter Jürgen Windeler bezeichnete die Unterstellungen als „an den Haaren herbeigezogen“. Die Verfahren zur Nutzenbewertung seien so transparent wie gesetzeskonform. HH