CHE bringt Studiengebühren ins Gespräch

UNI Denkfabrik fordert Neuauflage der Campusmaut: Studierende sollen erst nach dem Abschluss zahlen

BERLIN taz | Kaum haben die letzten Bundesländer sie abgeschafft, bringt eine einflussreiche Denkfabrik sie wieder ins Gespräch: Das Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) plädiert für die Wiedereinführung der Studiengebühren. „Das deutsche Hochschulsystem ist unterfinanziert“, sagt CHE-Geschäftsführer Jörg Dräger. Das CHE, das von der privaten Bertelsmann-Stiftung und der Hochschulrektorenkonferenz getragen wird, empfiehlt, sich in einem zweiten Anlauf an Australien zu orientieren: Dort bezahlen Studenten erst nach ihrem Abschluss für das Studium und nur dann, wenn sie genug verdienen.

Ab dem kommenden Jahr ist Deutschland gebührenfreie Zone. In Bayern hatte die Landesregierung im Frühjahr beschlossen, die Campusmaut ab diesem Wintersemester zu kippen. Auch in Niedersachsen hat die neue rot-grüne Regierungskoalition die Abschaffung der Gebühren beschlossen. Dort werden sie letztmalig 2014 fällig. Im Bundestagswahlkampf spielte die Gebührenfrage daher kaum eine Rolle. Selbst Bundesbildungsministerin Johanna Wanka (CDU), als niedersächsische Wissenschaftsministerin noch Gebührenverfechterin, hielt sich im neuen Amt zurück. Nur die FDP bekennt sich noch zum Bezahlstudium.

Allerdings geht Horst Hippler, Präsident der Hochschulrektorenkonferenz, davon aus, dass die Gebührendebatte in den kommenden Jahren neu aufflammt. Der Grund: Ab 2020 greift die Schuldenbremse, die Länder dürfen dann keine neuen Kredite aufnehmen. In Australien, das das CHE als Beispiel empfiehlt, übernimmt zunächst der Staat die Studiengebühren. Das Finanzamt zieht die ausgelegte Summe bei einem Jahreseinkommen von umgerechnet rund 38.000 Euro anschließend mit der Steuer bei den Absolventen wieder ein. Die Studie des CHE macht keine Angaben, ab welcher Einkommenshöhe in Deutschland eine Rückzahlung der Studiengebühren beginnen soll. BERND KRAMER