Exübersetzer der Bundeswehr getötet

AFGHANISTAN Nach dem Abzug der Bundeswehr sind viele Ortskräfte von der Rache der Taliban bedroht

KUNDUS dpa | Gut einen Monat nach dem Abzug der Bundeswehr aus Kundus ist ein früherer Übersetzer der Truppe in der nordafghanischen Provinzhauptstadt getötet worden. Polizeisprecher Sayed Sarwar Hussaini sagte der Nachrichtenagentur dpa, Dschawad Wafas Leiche sei am Sonntagmorgen in seinem Auto in Kundus-Stadt entdeckt worden. „Er wurde nicht erschossen, er wurde erwürgt.“ Nach Informationen des ARD-Studios Südasien stand Wafa auf der Liste der afghanischen Ortskräfte, denen die Bundesregierung wegen drohender Racheakte der Taliban die Einreise nach Deutschland erlaubt hat.

Taliban-Sprecher Sabiullah Mudschahid konnte zunächst keine Angaben dazu machen, ob die Aufständischen für die Tat verantwortlich sind. „Aber wir denken, dass all diejenigen, die den Invasionstruppen in irgendeiner Weise geholfen haben, getötet werden sollten.“

Ein anderer früherer Bundeswehr-Übersetzer in Kundus sagte der dpa: „Wafa wurde wegen seiner Zusammenarbeit mit dem deutschen Militär mehrfach in Telefonanrufen von Unbekannten mit dem Tode bedroht. Sie warfen ihm Spionage vor. Er ging davon aus, dass die, die ihn bedrohten, Taliban waren, auch wenn sie das nicht kategorisch sagten.“

Die letzten Bundeswehrsoldaten waren am 18. Oktober aus Kundus in Richtung Masar-i-Scharif abgezogen. Aktive Ortskräfte im Dienst deutscher Ministerien waren bislang nicht getötet worden.