Warnung vor dem Parteifreund

LINKSPARTEI Fundis aus dem Westen warnen vor einer rot-rot-grünen Koalition in Thüringen und einem Ministerpräsidenten Bodo Ramelow. Die Parteiführung geht vorsichtig auf Distanz zu den Sektierern

Einen ungewohnten PR-Erfolg hat jetzt der Fundiflügel der Linkspartei verzeichnet. Die „Antikapitalistische Linke“, kurz akl, veröffentlicht alle paar Wochen Pressemitteilungen, die nur selten beachtet werden. Meist brandmarkt sie die Verharmlosung der „Faschisten in der Ukraine“ oder warnt routiniert vor Bündnissen mit Rot-Grün. Doch ihre Erklärung zu den Wahlen in Thüringen und Brandenburg griffen jetzt verschiedene Medien auf, weil ihr BundessprecherInnen-Rat, dem unter anderem Lucy Redler und die Bundestagsabgeordnete Inge Höger angehören, darin in scharfem Ton vor „dem politischen Ausverkauf aller Ideen an die SPD und – welch ein kleiner Sonderskandal – sogar an die Grünen, die kriegsgeilste Truppe der gegenwärtigen Politik“, warnt.

Die Linkspartei sei wegen des opportunistischen Kurses in Thüringen „durch die Wahlenthaltung der Menschen nicht nur mit-, sondern besonders stark bestraft worden“, heißt es weiter. Das ist eine originelle Deutung des Wahlergebnisses in Erfurt. Dort bekam die Linkspartei 28,2 Prozent – das beste Resultat, das die Partei je bei einer Landtagswahl erzielte.

Originell ist auch die Warnung der Linken-Fundis vor ihrem Parteifreund Bodo Ramelow, der dort mit SPD und Grünen regieren will. „Einen solchen Ministerpräsidenten brauchen wir nicht und wollen wir nicht.“ Der Grund: Ramelow wolle „den wirklich Herrschenden nicht wehtun, aber vom ersten Tag eine Regierung der Schmerzen für die Linkspartei durchführen“.

In Thüringen spielt die akl übrigens keine Rolle. Parteichef Bernd Riexinger sagte der taz deshalb: „In Thüringen wird verhandelt, in Thüringen wird entschieden. Die Bundesparteien halten sich raus, und das ist gut so.“ Auch die Parteilinke Sahra Wagenknecht, Gründungsmitglied der akl, ging vorsichtig auf Distanz. STEFAN REINECKE