Grüne und Linke geben Union und AfD eine Mitschuld

BAYERN Nach Brandanschlag in Vorra protestieren Hunderte mit Gottesdienst und Menschenkette

VORRA dpa | Mit einer Menschenkette haben Bürger von Vorra nach den Brandanschlägen auf fast bezugsfertige Flüchtlingsunterkünfte gegen Fremdenfeindlichkeit und Rechtsextremismus protestiert. Etwa 300 Menschen beteiligten sich am Sonntag an der Aktion in dem mittelfränkischen Ort. Vorangegangen war ein Gottesdienst in der evangelischen Marienkirche, an dem rund 250 Menschen teilnahmen. „Vorra ist in den vergangenen Tagen noch enger zusammengewachsen“, sagte Pfarrer Björn Schukat. „Wir in Vorra lassen uns nicht unterkriegen.“ Man wolle sich weiter in der Flüchtlingshilfe engagieren.

In der Nacht zum Freitag hatten Unbekannte frisch renovierte Gebäude in Brand gesetzt, in die Flüchtlinge hätten einziehen sollen. Die Ermittler gehen von Brandstiftung mit einem rechtsextremen Hintergrund aus. Die Gebäude sind nun unbewohnbar. Am Samstagabend hatte der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm, der zugleich bayerischer Landesbischof ist, den mittelfränkischen Ort besucht und sich mit Vertretern der Gemeinde getroffen.

Für Grüne und Linke tragen Union und AfD eine indirekte Mitverantwortung an dem Brandanschlag. Linkspartei-Chef Bernd Riexinger warnte in der Leipziger Volkszeitung: In einem politischen Klima, „wo etablierte Parteien Rassismus salonfähig machen, fühlen sich rechte Gewaltbanden ermutigt“. Und Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter warf der CSU vor, mit wiederholten populistischen Vorstößen zu einer Verschärfung des Meinungsklimas beigetragen zu haben. „Der mutmaßlich rechtsextreme Hintergrund der Brandanschläge auf Flüchtlingsunterkünfte in Vorra sollte die CSU wirklich wachschütteln“, sagte der Grünen-Politiker der Neuen Osnabrücker Zeitung. CSU-Chef Horst Seehofer wies den Vorwurf mit scharfen Worten als „Hirngespinst“ zurück. „Wer uns als Sympathisanten oder Verursacher darstellt, der grenzt sich für mich als Gesprächspartner aus“, sagte Seehofer am Samstag.

Die Polizei hat eine Sonderkommission gebildet, um die Täter zu finden, und hofft auf Hinweise aus der Bevölkerung. Zur Aufklärung der Tat wurde eine Belohnung von 5.000 Euro ausgesetzt. Am Vormittag verteilten Polizisten in Vorra rund 1.000 Handzettel und Fahndungsplakate. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) warnte aber davor, mit allzu raschen Ergebnissen zu rechnen.

Das Bundeskriminalamt (BKA) hat in den ersten drei Quartalen dieses Jahres bereits 86 rechtsextrem motivierte Angriffe auf Flüchtlingsunterkünfte gezählt – und damit mehr als 2012 und 2013 zusammen. Darunter fallen Delikte wie Farbschmierereien, Beschmutzungen und Sachbeschädigungen, aber auch Brandstiftungen.