der karikaturist f. k. waechter ist tot

Es war ein Arsch mit Ohren. Hübsch kritzelig zierte das Logo ab Ende der Sechzigerjahre das Cover der Zeitschrift pardon. Erfunden hat es Friedrich Karl Waechter, der mit seinen Karikaturen so etwas wie das zeichnende Orakel der 68er wurde. Denn meistens blieb irgendetwas an seinen „stillen Blättern“ rätselhaft: Mal war es ein Cello spielender Frosch, den Waechter zum „Notnagel“ erklärte; mal kreiste ein Bussard über einer Trauergemeinde am Grab, und man fragte sich: Wieso? Weshalb? Warum? Kinderfragen eben, die der 1937 geborene Waechter aber ernst nahm. Schließlich hatte er sich früh in der Kinderladenbewegung engagiert und 1970 einen „Antistruwwelpeter“ herausgebracht. Seine Cartoons lebten ebenfalls von einem Staunen darüber, was so der Fall war in der Welt – ganz im Geiste der Neuen Frankfurter Schule, die Waechter neben Robert Gernhardt, Eckhard Henscheid und F. W. Bernstein mit begründet hatte. Schön war auch deren gemeinsame Idee, den Schriftsteller Arnold Hau zu erfinden. Schön waren oft auch die einprägsamen Sätze in seinen Karikaturen: „Kasperle, Kasperle, was tust du mit mir??“, konnte man auf einem Bild lesen, das einen Jungen im Bett zeigte, der mit einer Kasperlepuppe in der Hand an seinem Geschlecht herumrieb. Das war Waechter’sche Poesie: ein stiller Einfall von edler Größe. Gestern ist der Zeichner, Schriftsteller und Bühnenregisseur nach einem Krebsleiden mit 67 Jahren gestorben. Ein ausführlicher Nachruf folgt.FOTO: BRITTA FRENZ