Max Roach ist tot: Der Befreier des Schlagzeugs

Gestern starb der Jazzmusiker Max Roach in New York. Mit seinem Spiel beginnt die Emanzipation des Schlagzeugs von seiner Rolle als reines Begleitinstrument

Max Roach, 1978 in New York. Bild: ap

Es ist ein melancholischer Sommer - wie das Ende einer lang gezogenen Coda kommt er einem manchmal vor. Als würde das 20. Jahrhundert erst nun enden, jetzt, wo die letzten großen Künstler jener Zeit sterben, als in den Fünfziger- und Sechzigerjahren versucht wurde, Konsequenzen aus der Katastrophengeschichte des Jahrhunderts zu ziehen, wie es bis dorthin gelaufen war.

Max Roach war so jemand. Geboren 1924 in Kalifornien, war er an drei großen Revolutionen des Jazz beteiligt. Bei der Entstehung des Bebop in den späten Vierzigern mischte er mit, genau wie er an der Entwicklung des Cool Jazz und des Hard Bop in den Fünfzigern beteiligt war. Im Grunde bereitete er sogar den Free Jazz mit vor. Denn die Emanzipation des Schlagzeugs beginnt bei Max Roach.

Zum einen befreite er es von seiner Rolle als rhythmisches Begleitinstrument. Ob es Aufnahmen mit Lee Konitz aus den frühen Fünfzigern sind, die wunderbare Trioplatte "Money Jungle", die er mit dem Bassisten Charlie Mingus und Duke Ellington einspielte, oder seine späten Duette mit Archie Shepp - wie kein anderer konnte Roach die Bögen der Melodieinstrumente auf das Schlagzeug übertragen. Zum anderen nahm er sich die Freiheit, in anderen Rhythmen zu improvisieren als dem gängigen Vierviertelrhythmus.

Max Roach hatte eine zutiefst politische Auffassung von seinem Tun. Zusammen mit Mingus gründete er Debut Records, die erste von Künstlern betriebene, unabhängige Plattenfirma. Und "We Insist! The Freedom Now Suite", die er 1960 zusammen mit seiner Frau, der Sängerin Abbey Lincoln, herausbrachte, war eine der ersten Jazzplatten, die so offensiv wie radikal Positionen des black nationalism in der politischen Auseinandersetzung mit der Bürgerrechtsbewegung bezog. "Die einzige Kultur, die in Amerika Sinn macht, ist die, die von den Schwarzen kommt", sagte er vor einigen Jahren in einem Interview.

Am Dienstagmorgen ist er in New York gestorben. Er wurde 82 Jahre alt. TOBIAS RAPP

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