Film über Königin Elizabeth: Die Haare der Queen

Die Perücken sind besser als der Film: Shekhar Kapurs "Elizabeth - Das goldene Königreich" mit Cate Blanchett ist großartig ausgestattet - aber glanzlos inszeniert.

Highlight des Films: die kontrollierte Lockenpracht auf Cate Blanchetts Kopf. Bild: universal

Das Schönste an Shekhar Kapurs Historienfilm sind die Perücken auf Cate Blanchetts Kopf. Freudig erkunden sie alle denkbaren Schattierungen von Rot und alle Abstufungen des Gelocktseins - von tizianrot bis mahagonifarben, von wild gekräuselt bis sanft gewellt. Mal ist das künstliche Haar straff und gebändigt, mal frei und wogend, mal wird es hochgesteckt zu schaufelartigen Gebilden, mal darf es im Wind flattern. Dabei kann eine Perücke sowohl krause, ungezähmte als auch sorgsam ondulierte Locken in sich kombinieren. Die fürs Frisurendesign verantwortliche Jenny Shircore hat eben eine unerschöpfliche Fantasie.

Oft steigert Shircore die Pracht noch, indem sie Perlen, Federn, Edelsteine und -metalle einsetzt. Großartig etwa ist ein Arrangement, das relativ am Anfang des Films zu sehen ist - weiche, weiße, mit hellbraunen Sprenkeln versehene Federn ragen als putziges Büschel aus dem hellen Rot und wippen oder zittern, sobald die Königin den Kopf bewegt. Noch viel großartiger ist die Szene, in der Elisabeth an der südenglischen Küste ihre Mannen zusammentrommelt, auf dass sie gegen die spanische Armada in die Schlacht ziehen. Sie sitzt auf einem edlen Pferd, dessen Fell und Mähne so silbrig schillern wie die Rüstung der Königin. Der Schimmel schnaubt und tänzelt auf dem grünen Hügel, vor sich das Meer, hinter sich das Heer, unter sich die Kreideklippe. Elisabeths Perücke strahlt in tiefem Rot, das Haar fällt offen bis zur Hüfte; es bewegt sich im Wind und im Takt des nervösen Tiers. Die Farbkontraste - das Grün des Hügels, das silbrige Weiß von Tier und Rüstung, das Blau des Himmels und das Rot der Haare - stehen repräsentativ für die Freude, die der Film an den Wirkungen pompöser Oberflächen hat. Und auf Elisabeths Kopf thront der Gipfelpunkt des Perückenparadoxes: Das künstliche Haar tut so, als sei es echt und ungebändigt.

Die Perücken, die Elisabeth gerade nicht auf dem Kopf hat, ruhen sich im schlecht ausgeleuchteten Hintergrund ihres Schlafgemachs auf Holzständern aus. Wie stumme Zeugen registrieren sie die Ränke und Intrigen am Hof, die Kapur eher skizziert denn ausmalt. "Elizabeth - Das goldene Königreich" spielt am Ende des 16. Jahrhunderts. Der spanische König Philipp II. (Jordi Mollá) ist von katholischem Furor vergiftet, zunächst intrigiert er noch gegen die protestantische Elisabeth, bald schickt er seine Flotte gegen England. Der Regisseur versucht, unsere vom Fundamentalismus versehrte Gegenwart im historischen Setting nachhallen zu lassen, beweist bei diesem Transfer aber wenig Geschick.

Manchmal möchte der Film den Eindruck erwecken, man sehe Elisabeths echtes Haar. In solchen Szenen hat man einen rotblonden, vom Druck der vielen Perücken müden Schopf vor sich. Damit ist gut umrissen, wie sich das Design zum Rest des Films verhält: Die großartige Opulenz überdeckt zugleich Kapurs glanzlose Inszenierung.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.