unterm strich
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Hat da schon jemand gemeckert? Rumoren schon wieder beleidigte Künstler hinter den Kulissen, wie zuletzt Til Schweiger bei der Konkurrenz um den Filmpreis der Deutschen Filmakademie? Jedenfalls hat Berlinale-Direktor Dieter Kosslick schon mal kühn und prophetisch festgestellt: „2008 wird ein großes deutsches Filmjahr werden.“ Dass im diesjährigen Berlinale-Wettbewerb mit „Kirschblüten“ von Doris Dörrie und „Feuerherz“ von Luigi Falorni nur zwei deutsche Produktionen vertreten sind, sei eher Zufall. „Da steckt keine Politik dahinter“, erklärte Kosslick in einem Gespräch mit dpa.

Einige deutsche Filme, die er gern auch beim Festival gezeigt hätte, seien einfach nicht rechtzeitig fertig geworden. Darunter Tom Tykwers Thriller „The International“, Oskar Roehlers Liebesgeschichte „Lulu und Jimi“ und Hermine Huntgeburths Fontane-Verfilmung „Effi“. Mit fast achtzig deutschen und mit deutscher Beteiligung entstandenen Produktionen in allen Berlinale-Reihen sei der Anteil einheimischer Filme aber dieses Jahr im Vergleich zu 2007 insgesamt sogar noch etwas gestiegen.

„Zum ersten Mal in der Geschichte des Festivals wird außerdem ein Dokumentarfilm im Wettbewerb um den Goldenen und die Silbernen Bären sein“, sagte Kosslick. Der amerikanische Oscar-Preisträger Errol Morris („The Fog Of War“/2003) erinnert in „Standard Operating Procedure“ an die Skandale um Menschenrechtsverletzungen im Gefängniskomplex Abu Ghraib bei Bagdad und beleuchtet Hintergründe des amerikanischen Antiterrorkriegs. „Es gibt einen großen Aufwind für Dokumentarfilme.“ Die Berlinale zeigt in den verschiedenen Sektionen insgesamt fast 80 Dokumentarfilme. „Der Dokumentarfilm zeigt uns in Zeiten der Informationsflut Dinge, deren Realität wir nicht zur Kenntnis nehmen wollen“, sagte Kosslick. „Wir wollen nicht zur Kenntnis nehmen, dass zum Beispiel Kinder wie Sklaven angekettet arbeiten müssen oder dass es Kinderpornografie in großem Stil gibt.“