Rendsburger Theater-Reisen

Eine Schwebefähre, zehn Schauspieler, 50 tapfer frierende Zuschauer und ein Stück im Takt des Fährbetriebs: Das Stück „Hin und her“ spielt auf einer realen Fähre, die über den Nord-Ostseekanal fährt. Es ist ein Theaterabend, den das Landestheater Schleswig-Holstein in Rendsburg im Rahmen des Projekts „Raum Stadt Reisen“ realisierte.

Seit Oktober laufen die „Raum Stadt Reisen“ in Rendsburg. Die Hauptrollen der Stücke übernehmen Laien, die Themen wechseln. Eine Reise führte „zu fremden Zungen“, dabei besuchten Ensemble und BesucherInnen einen türkischen Gemüsehändler und eine Zuwandererfamilie. Ein anderes Mal ging es in die Einkaufsstraße und in frühere Zeiten: Die DarstellerInnen mischten sich in altmodischen Kostümen unter die PassantInnen.

„Wir gehen nicht raus und verkleiden einen Ort als Bühne, wir stellen maximal einen Scheinwerfer hin und setzen einen Hut auf“, sagt Schauspieler Roland Floegel. „Ziemlich mutig vom Landestheater: Wir wissen anfangs nie, wo wir landen.“ Bei der Märzreise landete die Reise auf der Schwebefähre, dem „charmantesten Transportmittel weit und breit“, wie Landestheater-Dramaturg Vöhringer meinte.

Die Schwebefähren, so das von „Raum Stadt Reise“ entwickelte Stück, werden von Geistern bewohnt, die sich jährlich treffen. Die muntere Gastgeberin Rendsburg (Katinka Springborn) versucht auf der Tagesordnung zu bestehen, es geht um Schmierstoffe und den 100. Geburtstag der Fähre Osten. Doch jede Abfahrt, bei der sich alle Geister brav ans jeweilige Vorderende der Fähre begeben, und ein Zwischenfall stören den Gang der Jahreshauptversammlung: Ein Mann wird auf der Rendsburger Seite ausgewiesen – für den Arbeitslosen sei seine Geburtsgemeinde Osterrönfeld jenseits des Kanals zuständig. Doch dort will man ihn nicht haben, gelebt habe er schließlich in Rendsburg. Die Fährgeister sind entsetzt: In der Schwebe leben nur Fähren, Menschen brauchen einen festen Ort. So wird der Ausgewiesene zum Geist ehrenhalber und darf den reparaturbedürftigen Warrington begleiten.

Die Märchenhandlung, die liebevollen Kostümen und das Mini-Orchester mit Dudelsack und Schalmei sorgten für einen zauberhaften Fähren-Abend. Vor allem durch den Ort selbst: Wer an diesem Abend über den Kanal mitschweben durfte, wird nie mehr daran zweifeln, dass Geister auf der Fähre hausen. Im April findet die letzte Reise statt – sie wird ins Theater führen.

Esther Geißlinger

Weitere Informationen: www.raum-stadt-reisen.de