Furios verpackte Krimi-Parabel

Auch eine Art Beitrag zu 60 Jahren Israel: Michael Chabon im Literaturhaus

Was wäre wenn? Wenn etwa US-Präsident Roosevelt die zunächst reichlich bizarr anmutende Idee verwirklicht bekommen hätte, den Juden in aller Welt nach dem Zweiten Weltkrieg einen Teil Alaskas als neue Heimstatt zu gewähren? In seinem neuen Roman „Die Vereinigung jiddischer Polizisten“ setzt Michael Chabon diese Realität voraus, um vor diesem Hintergrund zunächst eine Krimihandlung zu erzählen.

2008 steht der jiddischsprachige Staat im Distrikt Sitka kurz davor, wieder an Alaska zurückzufallen, und auch der von Schlaflosigkeit geplagte Polizist Meyer Landsmann weiß nicht recht, wie es dann weitergehen soll: „Überhaupt ist nichts klar (…) und aus diesem Grund sind es seltsame Zeiten für Juden.“ Da wird in seinem Hotel ein Mann erschossen. Und natürlich handelt es sich in diesen „seltsamen Zeiten“ nicht um Mord.

Nein, am Ende wird es sich um eine Verschwörung drehen, eine ganz groß angelegte zumal. Den müden Meyer Landsmann beim Aufdröseln dieser zu begleiten ist vergnüglich, denn Chabon – und seine Übersetzerin Andrea Fischer – ist eine Sprache gelungen, die wohl als zu selbstverliebt durchginge für einen tatsächlichen Krimi: Was den Leser rasch auf die Fährte führen dürfte: Um Mord und Totschlag geht es hier nur am Rande, dafür umso mehr um die Welt, deren Realität wir hinzunehmen haben – ohne jedes „was wäre wenn“. Bei Chabons Gastspiel in Hamburg liest Michail Paweletz aus dem deutschen Text, es moderiert Julika Griem. ALEXANDER DIEHL

Do, 29. 5., 20 Uhr, Literaturhaus, Schwanenwik 38