berliner szenen Loretta und ich

Zum Flughafen

Die Luft stand, die Häuser glühten aus. Die Geschwader hatten sich verzogen, aber in der Ferne stand noch alles in Flammen. Nachtbusse grollten durch die Straßen, tote Schwäne trieben die Kanäle hinab. Dampfkampf, Texte über Füße. Ich spiegelte mich in der Seitenscheibe des Taxis und erinnerte mich. Das Ende des Fernsehens lag lange hinter mir.

Auf dem Weg zum Flughafen schaute ich nach dunkelblonden Signalen. Aber der Fahrer sagte mir, es sei alles verfärbt. Getönte Scheiben, abgehörte Sprüche. Alles flog auf, brausende Lügen, ich versuchte, Loretta auf ihrem Mobiltelefon zu erreichen, hörte aber nur Melodien, die für Besetztzeichen standen. „It’s the ones who resist that we most want to kiss“, ein altes Lied. Ich seufzte unhörbar und legte auf.

Dann fuhren wir in einen Kreisverkehr und hielten auf geschriffeltem Gelände. Ein Kofferraum öffnete sich, der Fahrer hielt die Hand auf, ich verschwand in Richtung der Glasfassaden. Im Flughafen, der recht klein war, herrschte eine luftige Atmosphäre. „Ich fordere Sie zur Selbstbefriedigung auf“, sagte eine blondierte Frau am Schalter. Ich lächelte schief, ich verstand nicht, vielleicht hatte ich mich nur verhört. „Mir gehen die Teile verlustig“, knödelte ich zur Antwort, während meine Koffer Klebebändchen umgehängt bekamen, „ich verpeile die Anschlüsse?“ Hinter mir raschelte ein älterer Mann ungeduldig mit einer Zeitung. Sie stand vor Druckerschwärze.

Später saß ich in einer Röhre und schaute durchs Fenster. Immerhin, das Fenster bot Abwechslung. Felder und Wiesen, Häuser und Straßen. Der Rauch hatte sich verzogen. Mein Nachbar, der ältere Herr mit der Zeitung, plauderte im Schlaf. Ich schlief dann auch. RENÉ HAMANN