berliner szenen Mutter und Sohn

Quatsch mit Banane

Der Wagen mit den Fernsehfuzzis war gerade vom Hof. Joe, der mit rausgegangen war, um zu winken, schob die Ateliertür zu und gab seiner Mutter einen Schmatz auf die Wange. – Ham wir doch supi hingekriegt, Ma. Ma war ein bisschen erschöpft von dem Interview. Manchmal wusste sie auch gar nicht, was sie den Leuten immer antworten sollte auf ihre Fragen den Sohn betreffend und seine Arbeit und ihr Verhältnis.

Verhältnis, du meine Güte! Mutter und Sohn, was glauben Sie denn, doch das sagte sie natürlich nicht. Sie wusste ja, was sie hören wollten: Ja, er kam immer noch jede Woche zu Besuch nach Hause, ja, sie kochte sein Lieblingsgericht, und später saßen sie in der Stube und Joey erzählte ihr eine seiner Spintisierereien, ein wüstes Märchen mit Feen und Königen und dem tapferen Ritter Jonathan, alles wie früher. – Bloß die Banane, die hätte nu wirklich nicht sein müssen, Junge, sagte Ma plötzlich mit hanseatischer Strenge.

Ach ja, die Banane. Die hatte nun mal dagelegen auf dem Tisch mit den Farbtuben. Joey wusste auch nicht, wo die hergekommen war, er fraß doch keine Bananen, überhaupt kein Obst, außer püriertes, manchmal. Bestimmt hatte Biene die liegenlassen, die fraß andauernd Bananen und Äpfel und so was, und warum hätte er sie dann nicht auf seine Weise verwenden sollen (Warhol hatte das auch gemacht) und die gepellte Banane in den Hosenschlitz stecken und so in die Kamera damit?

– Na ja, seufzte Ma. Ein versöhnliches Lächeln huschte über ihre Lippen, als sie ihren Sohn ansah. Musste sie eben diesen Redakteur anrufen und den bitten, das rauszuschneiden, wie hieß der noch, Hauk oder Hoog, das lässt sich ja rausbekommen, dachte sie. SASCHA JOSUWEIT