berliner szenen Im Familienbetrieb IV

Hier klappt alles

Wir haben einen neuen Kollegen, der sich mit dem Familienbetrieb nicht so recht anfreunden kann. So viele Leute mit gleichen Namen arbeiten hier, und selbst die, die anders heißen, sind mit den Firmenbesitzern schon zur Schule gegangen oder sind seit Jahren Mitglied im selben Tennis- oder Golfklub.

Der neue Kollege ist dadurch in einige Fettnäpfchen getreten, was ihn um den Schlaf gebracht hat. Daraufhin erzählte er uns, dass er gottlob! Armeefan und Reserveoffizier sei. So könne er nachts, wenn der Ärger ihm den Schlaf raube, sich einfach das Marschgepäck nehmen und durch den Wald laufen, besonders gerne durch die Müggelberge.

Er habe auch einen kleinen Klappspaten, der ihm schon gute Dienste geleistet habe. Zum Beispiel beim Camping in Frankreich, als es plötzlich ein Unwetter gab und er mit dem Spaten einen Erdwall rund um sein Zelt aufhäufen konnte, der als Deich das Wasser abhielt, das er gleichzeitig über einen extra ausgehobenen Graben abfließen ließ. Als er dann stolz von seinem Klappbett und seinem Klappstuhl berichtete, konnte eine Kollegin nicht an sich halten und fragte ihn anzüglich, ob bei ihm sonst eigentlich auch alles klappe. Seitdem ist er verständlicherweise eingeschnappt.

Heute hatte er Geburtstag. Jemand hat ihm zu diesem Anlass eine Klappkarte gekauft. Wenn man sie aufmacht, singt ein Frosch ein Lied zum Ehrentag. Außerdem bekam er eine Klappbox, in die er seine Akten legen kann und eine Klappsäge, mit der er am Stuhl des Chefs sägen kann. Das fand er alles überhaupt nicht komisch. Er hat gekündigt, wegen der undurchsichtigen Verwandtschaftsbeziehungen in der Firma, wie er sagt.

ANNETTE SCHWARZ