Neue Bestenliste "Weltempfänger": Heimat lauert überall

Aravind Adiga führt "Weltempfänger" an, die neue Bestenliste für Bücher aus Afrika, Asien und Südamerika. Viermal im Jahr soll die in Zukunft herausgegeben werden.

Da freut sich einer: Der indische Autor Aravind Adiga mit dem Booker Prize. Bild: dpa

Weltempfänger können Heim- wie Fernweh lindern: Der Erdball schrumpft zur kleinen Kugel und Heimat lauert überall. Leider sind die Radiogeräte etwas aus der Mode geraten, und doch ist es schön und folgerichtig, die neue Bestenliste der Gesellschaft zur Förderung der Literatur aus Afrika, Asien und Lateinamerika (Litprom) danach zu benennen: Weltempfänger.

Seit bald dreißig Jahren rührt der Verein Litprom für die Belange der Weltliteratur vorbildlich die Werbetrommel, fördert Übersetzungen, veranstaltet Lesungen wie Tagungen und gibt Empfehlungen heraus. Der Idee des Schriftstellers Ilija Trojanow, Mitglied des Vorstands, ist es zu verdanken, dass der Verein künftig auch viermal im Jahr eine eigene Bestenliste herausgibt: Jeweils sieben Bücher in deutscher Übersetzung aus Afrika, Asien und Lateinamerika werden dort verzeichnet sein. Man wolle Orientierungshilfe für Leser, Buchhändler und Feuilletons bieten, hieß es bei der Vorstellung des Projekts im Literaturhaus Frankfurt. Auf Platz eins des ersten "Weltempfängers" steht Aravind Adigas "Der weiße Tiger".

Adiga hat dieses Jahr schon den Booker Prize bekommen und damit auch in den deutschen Feuilletons ausreichend Platz erhalten. Die Jury - Journalisten, Autoren, Literatur- und Weltkundige unter dem Vorsitz von Trojanow - ließ sich davon nicht beirren. Das ist zu begrüßen, auch weil der Inder Adiga jedes "Dritte Welt"-Literaten-Klischee unterwandert. Um politische wie literarische Korrektheiten schert er sich so wenig wie die Jury. Nur eine Frau ist unter den Gekürten, und der eine oder andere könnte bemeckern, dass das Buch von Adiga aus dem Englischen und nicht aus einer indischen Landessprache übersetzt wurde. Wir schließen uns da gern Salman Rushdie an, der feststellte, das Englische sei eine indische Sprache geworden.

Auch Jamal Mahjoub, Sohn einer Engländerin und eines Sudanesen, schrieb seinen Roman "Die Stunde der Zeichen" auf Englisch. Das Buch eröffnete jüngst auch die von Trojanow herausgegebene Reihe "Weltlese" in der Edition Büchergilde, weswegen er nicht für diesen Titel votieren durfte. Das Buch schaffte es aber auch ohne ihn auf Platz 2. Dahinter folgt mit "Pedro Páramo" von Juan Rulfo ein Klassiker der mexikanischen Literatur. Das Buch ist zwar schon 1958 erstmals auf Deutsch erschienen, liegt jetzt aber in einer Neuübersetzung vor. Auch ein waschechter Thriller hat es auf die Liste geschafft: "Weißer Schatten" des Südafrikaners Deon Meyer.

Die nächsten Plätze belegen der Kolumbianer Evelio Rosero mit "Zwischen den Fronten" und der Marokkaner Youssouf Amine Elalamy und sein vielstimmiger Roman "Gestrandet", erschienen im Mainzer Miniverlag Donata Kinzelbach. Den glücklichen siebten Platz sicherte sich schließlich die Nigerianerin Sefi Atta für ihren Großstadtroman "Sag allen, es wird gut".

Insgesamt bietet die "Weltempfänger"-Liste eine anregende Auswahl, die zudem das Gleichgewicht der Bücherwelt wahrt: Kein Land ist zweimal vertreten, alle Romane sind in verschiedenen Verlagen erschienen. Und der Himmel weiß, warum es gerade sieben Titel sein mussten.

SHIRIN SOJITRAWALLA

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.