Daumenkino "Madagascar 2": Bruchlandung in Afrika

Im Zwang zur Serie steckt ein Moment der Freiheit: In "Madagascar 2" lernen vier verwöhnte Zoobewohner nach einem Flugzeugabsturz das Leben in freier Wildbahn kennen.

Flossen statt Hände, und jede Menge Selbstbewusstsein. Bild: paramount pictures

Jeder Erfolg wird fortgesetzt, und zwar in so vielen Teilen wie möglich, lautet eines der gnadenlosen Gesetze Hollywoods. Manchmal lässt sich aber im Zwang zur Serie auch ein Moment der Freiheit entdecken. "Madagascar 2" zum Beispiel kommt so viel flotter und unbekümmerter als der erste Teil daher, dass man denkt, es muss damit zu tun haben, dass "Madagascar 3" schon fest geplant ist. So hat das neue Abenteuer der vier Freunde aus dem New Yorker Zoo zwar weder einen richtigen Anfang noch ein richtiges Ende, dazwischen aber gibt es eine Fülle an originellen Ideen, die umso witziger sind, je weiter sie sich vom üblichen Zeichentrickschmus wegbewegen.

Zu Beginn also verlassen Löwe Alex, Zebra Marty, Nilpferdmädchen Gloria und Giraffe Melman die Insel Madagascar, auf die es sie in Teil 1 verschlagen hat. Den unermüdlichen Pinguinen ist es gelungen, ein altes Flugzeugwrack zusammenzuflicken, das sie nun dank ausgefeilter Schleudervorrichtungen in den Himmel katapultieren lassen. Was folgt, ist die beste Actionszene des ganzen Films: Bald schon fallen die Triebwerke aus, das Quartett der obercoolen Pinguine aber leitet unter souveräner Anleitung ihres Skippers - "Küss die Landebahn!" - eine Bruchlandung in der Steppe Afrikas ein. Der Traum vom Heimflug ist damit erst mal beendet. Während die großmäuligen Seevögel sich augenblicklich wieder ans Basteln machen, lernen die vier Freunde ihre Artgenossen in freier Wildbahn kennen - was nicht unbedingt lieben heißt.

Nicht alle Geschichten sind gleich originell, schön aber ist, dass es viele sind. Alex trifft seine Eltern wieder und muss sich als richtiger Löwe beweisen; Marty erleidet eine Identitätskrise, weil ihn selbst seine Freunde nicht mehr von seinen Zebrakollegen unterscheiden können; Gloria flirtet mit Nilpferdmachos, Melman muss schmerzlich erfahren, dass er nicht die einzige Giraffe mit Neigung zur Hypochondrie ist. Dazwischen treibt Lemurenkönig Julien seinen exzentrischen Unsinn, dessen Witz darin besteht, dass niemand auf der Leinwand ihn komisch findet, sehr wohl aber der Zuschauer. Für die besten Lacher sorgen allerdings durchweg wieder die Pinguine, die hier in kurzen prägnanten Szenen mit ein paar Affen, die sie als "Hände" zum Flugzeugbau einsetzen, nichts weniger als eine kleine Geschichte der Arbeiterbewegung nachstellen.

"Madagascar 2", Regie: Eric Darnell, Tom McGrath, Animationsfilm, USA 2008, 90 Min.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.