unterm strich
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Sie war die Grand Dame der dänischen Dichtung: Inger Christensen, die immer wieder für den Literaturnobelpreis im Gespräch war, ist tot. Sie starb im Alter von 73 Jahren, den Angaben ihres dänischen Verlegers Gyldendal zufolge starb Christensen bereits am Freitag. Ihre Lyrik, experimentell und streng, betrieb sie nach mathematischen oder musikalisch-kompositorischen Regeln. Vergangenen Sommer noch konnte man sie beim Poesiefestival in Berlin erleben, wo sie in ihren Versen im Flügelflimmern der Schmetterlinge der menschlichen Existenz nachspürte: „Dieses Flügelflimmern – ist es nur eine Schar / von Lichtteilchen in einem Gesicht der Einbildung? / Ist es die geträumte Sommerstunde meiner Kindheit, / zersplittert wie in zeitverschobenen Blitzen?“ Zu ihrem Werk gehören neben Gedichtbänden auch Romane wie die auf Deutsch erschienenen Werke „Azorno“ und „Das gemalte Zimmer“. Christensen erhielt zahlreiche internationale Auszeichnungen – unter anderem den Nordischen Preis der Schwedischen Akademie, den Österreichischen Staatspreis für europäische Literatur und den mit 50.000 Euro dotierten Siegfried-Unseld-Preis des Suhrkamp Verlags.