berliner szenen Nomen est omen

Frau Blödmann

Von wegen: Namen sind Schall und Rauch. Dieser Meinung war ich noch nie. Wilson Gonzalez, Jimi Blue oder Joachim Sauer sprechen doch Bände! Besonders lustig wird’s bei Doppelnamen. Sabine Leutheusser-Schnarrenberger hat einmal gesagt: „Jeder, der sich lustig macht, hat nicht begriffen, dass ein Name Ausdruck der Persönlichkeit ist.“ Meine Rede. Nur: Natürlich kann man sich darüber lustig machen! Ich hieß bis vor einigen Jahren Barbara Bollwahn de Paez Casanova, was der Titanic eine Kurzmeldung wert war.

Seit meiner Scheidung ist mein Name auf die ursprüngliche Länge geschrumpft. Bollwahn ist vielleicht nicht besonders schön, aber selten. Boll wie Bollwerk, Wahn wie Wahnsinn. Neulich musste ich einen Brief ins Russische übersetzen. Weil von meinem Schulrussisch nichts mehr da ist, fragte ich einen befreundeten Dolmetscher, auch er aus dem Osten, ob es um seine Kenntnisse besser bestellt sei. Er schrieb, dass er sein Russisch zum letzten Mal 1990 gebraucht hat, aber er bot an, einen Bekannten zu beauftragen.

Nach wenigen Tagen bekam ich die Übersetzung per Mail: „Mein Bekannter sagt, dass Dein Name für die Korrespondenz mit Russen sehr ungünstig ist. Bolwan heißt nämlich ungefähr Blödmann.“ Oh Gott, ging es mir durch den Kopf, ein Name ist doch Ausdruck der Persönlichkeit! „Zumindest solltest Du Dir dessen bewusst sein“, las ich weiter, „und aus der Not eine Tugend machen, wo immer es geht.“

Blödmann, dachte ich. Ich kann nur hoffen, dass der Russe einen Brief beantwortet, der „Mit freundlichen Grüßen Barbara Blödmann“, endet. Und dass er sich nicht scheut, mich mit „Sehr geehrte Frau Blödmann“ anzusprechen. BARBARA BOLLWAHN