berliner szenen Komparsenagentur

Salsa, bitte

Vorgestern, es hingen dunkle Wolken über der Stadt und Tropfen an den Fensterscheiben, klingelte das Telefon. Die Frau von der Komparsenagentur sagte, dass ich morgen für einen Dreh infrage käme, bei dem ich Salsa tanzen sollte. Im Hintergrund einer Fernsehserie, wo die Frühstückstische mit zehn Liter frisch gepresstem Orangensaft in Glaskrügen auf zitronengelben oder orangefarbenen Tischtüchern neben smaragdgrünen oder ultramarinblauen Müslischalen, die wiederum mit frisch geschnittenen exotischen Früchten gefüllt sind, in der Umgebung eines Loftapartments mit unverputzter Backsteinwand stehen. Eine Vorabendserie für Teenager und sonstige Verwirrte.

Die Zusage war so in den Wind hineingesagt. Und weil ich Salsa zum Teil für eine Soße halte und mit z schreiben will und sonst auch nicht mehr darüber weiß, aber momentan Geld gebraucht wird, fahr ich am nächsten Tag zum Drehort. Eine Frau gibt mir ein Kostüm in Größe 32. Ich quetsche und ziehe und aale mich, aber das geht so nicht. Die Frau sieht das auch. Dann müssen wir warten. Das ist ja dann auch die ganze Arbeit: Warten, bis jemand sagt: „Und bitte!“ Die zusammengecasteten Komparsen kichern in ihre Brezeln hinein und quatschen ununterbrochen. Dann sind wir dran und tänzeln.

„Sie müssen sich mehr Mühe geben und lächeln“, sagt eine Frau mit Kopfhörern und Klemmbrett. Die Wangen klemmen, denke ich. „Kann jemand mal das Mädchen zum Lachen bringen.“ Jemand erzählt einen Behindertenwitz. Und bitte. Alle tanzen, alle stolpern und die Gesichter sind in einem Lächeln gefroren, als ob es eine Fotografie wäre, auf denen man kurz und beherzt grinst. Und dann sagt jemand, das war „super und ganz toll“. ANDREA HÜNNIGER