Betr.: kinotaz nord

A

Achterbahn Deutschland 2008, R: Peter Dörfler

„Der Dokumentarfilm zeichnet das wechselvolle Leben des Schaustellers Norbert Witte und seiner Familie nach, die nach zahlreichen Pleiten und unermüdlichen Neuanfängen im Jahrmarktsgeschäft in verschiedensten Ländern an einem missglückten Drogendeal zu zerbrechen drohte, der dem Sohn eine langjährige Haftstrafe in Peru einbrachte. Fesselt der Film schon allein durch die turbulente Vita, der er sich annähert, gewinnt er zusätzlich durch seine Sensibilität im Umgang mit den Protagonisten sowie seine bestechende formale Gestaltung, nicht zuletzt die atmosphärische Kameraarbeit. Das ebenso spannende wie dichte Porträt einer widerspruchsvollen Persönlichkeit.“ (Der Spiegel) HH

Affären a la carte Frankreich 2009, R: Dani Thompson, D: Dany Boon, Marina Fois

„Ensemblekomödie, die sich über das Pariser Gesellschaftsspiel gepflegter Gastlichkeit lustig: Die Vorbereitung für ein Dinner ist ein Hindernislauf gegen die Uhr, die Gästeliste der Freunde, Verwandten, Ex- und möglicherweise neuen Geliebten eine Schlangengrube. Routinierte Satire über die französische Bourgeoisie.“ (tip) GÖ, H, OS

Alle Anderen Deutschland 2009, R: Maren Ade, D: Birgit Minichmay, Lars Eidinger

„Der Film, dessen Hauptdarstellerin Birgit Minichmayr bei der Berlinale mit dem Darsteller-Bären geehrt wurde, ist die zweite Arbeit der Regisseurin Maren Ade, die sich mit den Lebensdilemmata der Generation um die 30 auseinandersetzt. Nach der Studie „Der Wald vor lauter Bäumen“ geht es in „Alle Anderen“ um ein Paar: Während eines Italienurlaubs bekommt die Liebe von Gitti und Chris Risse, als sie durch die Konfrontation mit einem anderen Paar ihre eigenen Mann-Frau-Rollenmuster infrage gestellt sehen. Mal humorvoll, mal quälend seziert Ade die Unsicherheiten ihrer Protagonisten.“ (Rheinischer Merkur) BS, H, HB, HH, HL, KI, OL

Auf der Suche nach dem Gedächtnis – Der Hirnforscher Eric Kandel Deutschland 2008, R: Petra Seeger

„Dokumentarfilm über den Hirnforscher Eric Kandel und seine mit dem Nobelpreis ausgezeichneten Arbeiten zur Wirkungsweise des Gedächtnisses. Dem kurzweiligen Film gelingt eine erstaunlich homogene Verbindung zwischen Wissenschaft und Erfahrung, wobei der humorvolle Intellektuelle freimütig und spannend aus seinem Leben und seinen Forschungen erzählt. Die Einblicke ins neuronale Synapsensystem verströmen eine überdies ästhetisch-mysteriöse Faszination.“ (filmdienst) GÖ, HH, OS

B

Berlin Calling Deutschland 2008, R: Hannes Stöhr, D: Paul Kalkbrenner, Rita Lengyel

„Feines Porträt eines Technomusikers, gedreht an Original-Schauplätzen der Clubszene von Berlin. Drogen, Liebe, Wahnsinn - alles ist drin in dem dritten Film von Regisseur Hannes Stöhr (,Berlin is in Germany‘, ,One Day in Europe‘). Technomusiker Paul Kalkbrenner, der hier neben Filmgrößen wie Corinna Harfouch sein Schauspieldebüt gibt, spielt den Musiker Ickarus, der zwischen Albumproduktion und geschlossener Anstalt steht. Nicht nur ein Film für Clubgänger.“ (tip) H

Beverly Hills Chihuahua USA 2008, R: Raja Gosnell, D: Jamie Lee Curtis, Piper Perabo

„Eine verwöhnte Chihuahua-Hündin aus Beverly Hills verschlägt es nach Mexiko, wo sie es mit allerlei Schwierigkeiten aufnehmen muss, aber während ihrer Abenteuer auch neue Freunde findet. Eine geschwätzige, lieblos entwickelte Hunde-Komödie, die weder Charme noch Herz entfaltet, sondern durch ihre Vorhersehbarkeit und Klischeehaftigkeit verärgert.“ (filmdienst) FL, GÖ, H, HB, HH, HL, OL, OS, SN

Big Stan USA 2007, R: Rob Schneider, D: Rob Schneider, David Carradine

„Ein wegen Betrugs zu einer Haftstrafe verurteilter Makler nutzt die Zeit, die ihm dank der Hilfe eines windigen Anwalts bis zum Haftantritt bleibt, um bei einem alten Karate-Meister Kampftechniken zu erlernen, mit denen er sich im Knast gegen mögliche Vergewaltiger verteidigen kann. Dümmliche Komödie, die auf die latente Homophobie eines puritanischen Publikums abzielt und deren geschmacklose Gags nur von dilettantisch inszenierten Martial-Arts-Szenen unterbrochen werden.“ (filmdienst) HH

Birdwatchers - Im Land der roten Menschen Italien 2008, R: Marco Bechis, D: Leonardo Medeiros

„Das Drama einer Gruppe von Guarani-Kaiowá-Indianern im brasilianischen Mato Grosso do Sul wird in der semidokumentarischen Regie von Marco Bechis zu einer großen zivilisationskritischen Parabel.“ (tip) HH

Bob & Caroline & Ted & Alice USA 1968, R: Paul Mazursky, D: Natalie Wood, Elliott Gould, Robert Culp

Nach einem Psycho-Marathon-Wochende mit Gruppenkuscheln sind Bob und Caroline vom Sendungsbewusstsein erfüllt. Sie missionieren ihre Freunde Ted und Alice, sich von anerzogenen Konventionen zu befreien und sexuell zu lockern. Zwei Mittelstands-Ehepaare mit Kindern versuchen ihr komfortables Leben mit neuen Freiheiten anzureichern. Wo ein Joint nicht entspannt, sondern Übelkeit verursacht, muss ein Psychiater helfen. Aus heutiger Sicht erscheint Paul Mazurskys Zeitgeist-Satire geradezu anrührend mit seinem liebevollen Blick auf einen charmant scheiternden Selbstversuch.“ (Metropolis) HH

Brüno USA 2009, R: Larry Charles, D: Sacha Baron Cohen

„Nach seiner halbdokumentarischen Farce „Borat“ vor drei Jahren erweckt der Brite Sacha Baron Cohen nun einen neuen Charakter seiner legendären TVSendung „Da Ali G“-Show zum Kinoleben: den homosexuellen Reporter des österreichischen Jungen-Rundfunks Brüno. Homophobe Politiker, Macho-Trapper und weichgespülte Liberale sollten sich in Acht nehmen. Auf seiner Reise durch die Niederungen des bigotten Bürgertums mischt der selbstverliebte Reporter mit seinem afrikanischen Adoptivkind Talkshows auf - „Ich habe ihm einen typisch schwarzen Namen gegeben: O. J.“ (in Anlehnung an den immer wieder des Mordes an seiner Frau beschuldigten Ex-Footballer O. J. Simpson), versucht mit Jägern in der Wildnis seine „Sex and the City“-Begeisterung zu teilen und belegt einen wahnwitzigen Selbstverteidigungskurs gegen Dildo schwingende Angreifer.“ (Cinema) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

Burn After Reading USA 2008, R: Ethan Coen, Joel Coen, D: George Clooney, Frances McDormand / Originalfassung mit Untertiteln

„Drastische Komödie aus einem intriganten Washington, das von Schwachköpfen und Paranoikern bewohnt ist. Durch Dummheit und Gier gerät ein eh schon hirnrissiger Erpressungsversuch außer Kontrolle. In groben Zügen geht es um eine CD mit angeblichem CIA-Material, einen Reigen von Seitensprüngen und zwei Fitnesstrainer, die das schnelle Geld machen wollen. Im Hintergrund agieren diverse Geheimdienste, Scheidungsanwälte und völlig unerwartet auch die Russen. Das beträchtliche Staraufgebot (George Clooney, Frances McDormand, John Malkovich, Tilda Swinton und Brad Pitt) macht sich mit großer Freude zum Deppen und hinterlässt ein großartiges Chaos.“ (tip) HH, OS

C

C‘est la vie – So sind wir, so ist das Leben Frankreich 2008, R: Rémi Bezançon, D: Jacques Gamblin, Zabou Breitman

„Die Duvals, eine französische Familie, steht im Mittelpunkt dieses atmosphärischen Porträts: Zwischen 1988 und 2000 erlebt jedes ihrer Mitglieder einen Tag, der von herausragender Bedeutung ist und an dem sich sein Leben grundlegend ändert. Stimmig wird dabei beleuchtet, wie der diffizile Mikrokosmos „Familie“ funktioniert. wobei insbesondere die Eltern-Kind-Beziehung thematisiert wird, das Nebeneinanderleben, ohne sich zu verstehen oder sich alles zu sagen. Alltägliche Geschichten von Glücksmomenten und tragischen Ereignissen verdichten sich dabei zu einem atmosphärischen Porträt mit vielen humorvollen Passagen und brillanten Dialogen.“ (Rheinischer Merkur) OS

Che – Revolución USA 2008, R: Steven Soderbergh, D: Benico Del Toro, Demian Bichir

„Erster von zwei Teilen eines Bio-Pic über Ernesto „Che“ Guevara, in dem aus dem idealistischen jungen Arzt der charismatische, strategisch gewiefte Revolutionsführer wird, der gegen das Batista-Regime einen unmöglich erscheinenden Sieg ertrotzt. Der Film verschränkt verschiedene Zeitebenen, wobei Guevaras Präsenz in New York bei den Vereinten Nationen 1964 den erzählerischen Rahmen abgibt. Dabei dekonstruiert er nicht den Mythos der legendären Revolutionärsfigur, verzichtet aber weitgehend auf dessen pathetische Aufladung. Bemerkenswert ist vor allem die visuelle Herangehensweise, die sich im Spannungsfeld zwischen Stilisierung, Archivaufnahmen und Bildern im Duktus des „guerilla filmmaking“ im Dokumentar- und Reportagestil bewegt.“ (filmdienst) H, HB, HH, HL, KI

Contact High Österreich 2009, R: Michael Glawogger, D: Michael Ostrowski, Detlev Buck

„Roadmovie im österreichisch-polnischen Rauschwunderland: Zwar wird das überdrehte Personal der Drogenkomödie zunächst noch in recht konventionell-chaotische Taschenverwechslungsverwicklungen gestürzt. Doch dann hebt der Film unter Tarantino-Gilliam-Einfluss ab, knallbunt und trippig.“ (tip) HB, HH, KI

Crossing Over USA 2009, R: Wayne Kramer, D: Harrison Ford, Ray Liotta

„Kaleidoskopischer Blick auf eine Reihe von Immigranten-Schicksalen in den USA, die verschiedene Facetten der Einwanderungsproblematik beleuchten. Der Film wirft interessante Fragen danach auf, was im 21. Jahrhundert vom ehemaligen „Melting Pot“ übrig geblieben ist. Allerdings leidet der Film an dramaturgischen Schwächen, weil er die episodischen Erzählungen nur ungelenk verknüpft und seine Charaktere mehr wie exemplarische Modelle denn als lebendige Menschen erscheinen.“ (filmdienst) FL, H, HB, HH, KI, OS

D

Dead Man USA 1995, R: Jim Jarmusch, D: Johnny Depp, Robert Mitchum / Originalfassung mit Untertiteln

„Anno 1995 sieht der Wilde Westen aus wie ein minimalistisch-mickriges Memmentheater im Matsch. Zwar ist Cowboylegende Robert Mitchum mit von der Patronenpartie, aber ansonsten serviert Ex-Independent-König Jim Jarmusch wenig Erhellendes in seiner finsteren, drum in schwarzweiß abgedrehten Wildwest-Posse, für die er auch selbst das Skript verfasste. Da tummelt sich allerlei Prominenz in Nebenröllchen, aber von Spannung, Spaß und sonstigen Attraktionen keine Spur. Jarmuschs toter Mann ist Möchte-gern-Kunstgewerbe im Wildwest-Look und keine Kugel wert.“ (Bremer) HH

Drag Me to Hell USA 2009, R: Sam Raimi, D: Alison Lohman, Justin Long

„Weil sie einer alten Frau mit faulen Zähnen den erbetenen Kredit verweigert, wird die Bankangestellte Christine von dieser Kundin mit einem Fluch belegt. Innerhalb von drei Tagen muss sie den bösen Zauber brechen, der sie sonst unweigerlich in die Hölle hinabzieht. Christines einzige Hoffnung ist eine ominöse Geisterbeschwörerin, die in einem zurückliegenden Fall allerdings kläglich versagte. Fans wissen, dass Horrorfilme nicht immer logisch sind. Wenn hier aber jemand mit machtvollen Kontakten zur Unterwelt so etwas Profanes wie einen Kleinkredit benötigt, kratzt das stark an der Glaubwürdigkeit. Genrespezialist Sam Raimi (“Tanz der Teufel“) überspielt dieses Manko mit brillanten Schockeffekten aus der Vorhölle - fast schon etwaszu glatt, aber allemal souverän.“ (Cinema) BS, FL, GÖ, H, HB, HH, , KI, OL, OS

Die drei ??? – Das verfluchte Schloss Deutschland 2009, R: Florian Baxmeyer, D: Chancellor Miller, Nick Price

„Mit dem Geheimnis des verfluchten Schlosses will Ober-Fragezeichen Justus Jonas das Rätsel um den mysteriösen Tod seiner Eltern lösen. Seine besserwisserische Art ist auch im zweiten Teil nervtötend, die Slapstick-Einlagen bleiben krampfhaft. Ein deutscher Kinderfilm, der auf Hollywood macht, es aber nicht schafft.“ (tip) BS, GÖ, H, HB, HH, KI, OL

E

Die Entführung der U-Bahn Pelham 123 USA 2009, R: Tony Scott, D: John Travolta, Denzel Washington

„Mehrere bewaffnete Männer überfallen mitten am Tag die New Yorker U-Bahn und entführen den Zug Pelham 123. Geschickt entkoppeln sie zwei Wagen und platzieren sie mitten im Tunnel auf einer Anhöhe. Keine Chance also für die Polizei, die Geiseln unblutig zu befreien. „The Taking of Pelham 123“ ist das gleichnamige Remake des Walter Matthau-Thrillers aus den Siebziger Jahren. Regisseur Tony Scott und Drehbuchautor Brian Helgeland nahmen sich dieser Story wieder an und transformierten sie zeitgemäss ins heutige New York. Letztlich ist dies ein akzeptabler Hollywood-Thriller, dem ein bisschen mehr Eigenheit und Mut gut getan hätte, um wirklich einzuschlagen. Aber alleine für den dauerfluchenden John Travolta und die beachtliche Nebendarstellerriege lohnt sich ein Kinobesuch allemal.“ (outnow) BS, GÖ, H, HB, HH, HL, OL, OS

F

Das Festmal im August Italien 2008, R: Gianni Di Gregorio, D: Gianni Di Gregorio, Valeria De Franciscis

„Das Festmahl im August“ erzählt vom Besuch mehrerer alter Damen in einem Appartement in Rom, bei dem sich der Gastgeber immer mehr so fühlt, als wäre er gleichzeitig Portier, Koch und Zimmermädchen in einem Hotel Mama der ganz besonderen Art. Der notorisch klamme Mittfünfziger Gianni betreut über ein Wochenende gleich vier Mütter jenseits der 80, darunter seine eigene, die seines Vermieters und die seines Hausarztes. Mit großer Hingabe, bewundernswerter Geduld und vielen Gläsern Wein widmet er sich ihren Schrullen, bis er sie aus seinem Leben kaum noch wegdenken mag. Mit zärtlichem Witz feiert Regisseur und Hauptdarsteller Gianni Di Gregorio die Vitalität seiner betagten Heldinnen und macht aus dem Alter ein Fest, das nie zu Ende gehen sollte.“ (Der Spiegel) BHV, H, HH

Der Fluch der 2 Schwestern USA/ Kanada 2009, R: Thomas & Charles Guard, D: Arielle Kebbel, Elizabeth Banks

„Im US-Remake einer südkoreanischen Gruselfilmperle versucht ein Geschwisterpaar, die Freundin ihres Vaters als Mörderin zu entlarven. Auch wenn die britischen Kurzfilmer Thomas und Charles Guard in ihrem Spielfilmdebüt nicht die albtraumhafte Märchenatmosphäre der Vorlage heraufbeschwören: „Der Fluch der zwei Schwestern“ ist kunstvoll inszeniertes und packend gespieltes Spannungskino, das geschickt übersinnliche Schauermomente in einen klassischen Thrillerplot integriert und - zumindest für alle, die das Original nicht kennen - mit einem frappierenden Finale aufwartet.“ (Cinema) HB, LG

G

Das Gesetz der Begierde Spanien 1986, R: Pedro Almodovar, D: Eusebio Poncela, Antonio Banderas

„Rainer Werner Fassbinder hätte den Film gemocht. In seiner hemmungslosen Melodramatik und dem Beharren auf Liebe und Sexualität als widerborstigen Machtinstrumenten ist er eine aberwitzig-skurrile Mischung aus „Warnug vor einer heiligen Nutte“ und „Querelle“, so offen im Ausbeuten eigener Schwierigkeiten wie der eine und so lethargisch schwul wie der andere Film.“ (epd-film) HH

Giganten USA 1955, R: George Stevens, D: James Dean, Elisabeth Taylor

„Die dramatische Familienchronik einer reichen Viehzüchtersippe in Texas über zwei Generationen während der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts; einer Zeit, in der landschaftliche und soziale Strukturen durch Ölfunde zerstört werden. Über das künstlerische Interesse hinaus eine der bedeutendsten kritischen Selbstdarstellungen der USA im Film. Inszenatorisch und menschlich überzeugend; mit großartigen Schauspielerleistungen. James Dean spielte in diesem Film seine letzte Rolle.“ (Lexikon des internationalen Films) HH

Die Gräfin Frankreich/Deutschland 2009, R: Julie Delpy, D: Julie Delpy, William Hurt

„Julie Delpys zweiter Film will die Geschichte der sogenannten Blutgräfin Erzsébet Báthory neu erzählen. Laut Überlieferung soll die ungarische Gräfin um die 600 Jungfrauen grausam getötet haben. Denn die hohe Dame versprach sich von deren Lebenssaft ewige Schönheit. Die mangelnde Radikalität oder auch nur Entschiedenheit scheint das Hauptproblem von „The Countess“ zu sein. Delpy wollte offenkundig keine Liebesgeschichte erzählen, sie war ihr nur Mittel zum Zweck. Ebenso wenig interessiert sie die Historie. Trotzdem verwendet sie auf beide Thematiken viel Zeit. Dabei ist klar: Delpy will vor allem aus ihrem Image des verträumten Mädchens ausbrechen. Bleiben die Splatterszenen. Doch die sind nun tatsächlich niedlich. Wer sich hier gruseln kann, dürfte noch nie einen „Tatort“ gesehen haben.“ (taz) BS, H, HB, HH, HL, OS

Gran Torino USA/Australien 2008, R: Clint Eastwood, D: Clint Eastwood, Christopher Carley

„Ein alter ehemaliger Fließbandarbeiter lebt voller Vorurteile in einer Vorstadtsiedlung, die in der Hand eingewanderter Hmong-Asiaten ist. Belastet durch Erinnerungen an den Korea-Krieg, wird er mit einer örtlichen Gang konfrontiert und erntet die Dankbarkeit einer Hmong-Familie, wobei ihn sein Sinn für Integrität und Gerechtigkeit in einen Verteidiger der Wehrlosen verkehrt. Clint Eastwood lässt die bittere Geschichte weder im Porträt eines verbiesterten, sich selbst läuternden Mannes noch in einer emotionalen Rachegeschichte versanden, findet vielmehr zahlreiche Zwischentöne bis zur Selbstparodie, die sowohl die Hauptfigur als auch das soziale Umfeld zum Anfassen glaubhaft machen.“ (filmdienst) HH

Der große Coup USA 1972, R: Don Siegel, D: Walter Matthau, Joe Don Baker

Es ist ein altbekanntes Szenario: Der Held bekommt das Geld der falschen Leute in die Finger und hat bald nicht nur die Polizei, sondern auch einen unerbittlichen Gangster auf den Fersen. Was den Coen-Brüdern mit „No Country For Old Men“ .2008 acht Oscarnominierungen bescherte, machte auch schon Genreregisseur Don Siegel zum Mittelpunkt einer wunderbar ruhig erzählten Geschichte mit Actioneinschüben und Spannungsspitzen in genau den richtigen Momenten. Ein Thriller, wie er heute viel zu selten noch gemacht wird und Pflichtprogramm für Cineasten.“ (filmstarts) HH

H

Hannah Montana - Der Film USA 2009, R: Peter Chelsom, D: Miley Cyrus, Billy Ray Cyrus

„Was passiert, wenn Amerikas größter Teeniestar einen Landurlaub bei der Familie macht? Nur Chaos! Parallelen zur Realität sind nicht ganz zufällig. Ihr Countryrock klingt nicht außergewöhnlich, sie sieht aus wie das sprichwörtliche Mädchen von nebenan - und genau das ist ihr Erfolgsgeheimnis: Mit dieser furchtbar normalen Göre aus Tennessee können sich Millionen Mädchen identifizieren, denn sie lebt deren Traum vom Popstar-Dasein gleich im Doppelpack. Als Miley ist sie eine liebenswerte Chaotin, verkleidet als Sängerin Hannah ein selbstbewusster Star. Die Dramatik dieser Geschichte hält sich zwar in Grenzen - aber der Zuckerschock dank Miley Cyrus auch. (Cinema) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

Happy-Go-Lucky Großbritannien 2008, R: Mike Leigh, D: Sally Hawkins, Eddie Marsan

Gehen Ihnen nicht auch jene Leute furchtbar auf die Nerven, die ständig gute Laune haben? Diese ewig lächelnden Gutmenschen, die dann meist auch noch missionarisch jeden dazu bekehren wollen, alles positiv zu sehen? Genau solch ein Mensch ist Poppy, eine 30jährige Londoner Vorschullehrerin, deren Optimismus schon fast monströse Züge annimmt. In Leighs‘ ,Naked‘ von 1992 stand ein durch und durch zynischer Misanthrop im Mittelpunkt, und ,Happy-Go-Lucky‘ wirkt nun wie der absolute Gegenentwurf dazu. Mit der gleichen Radikalität wird hier wieder die Welt ganz aus der Perspektive der Protagonistin gesehen, und vielleicht ist es eine der größten Leistungen von Leigh, dass ihm das auch hier gelingt. Denn diese laute, immer in schreienden Farben gekleidete Frau, die zuerst wie ein emotionales Stehaufmännchen wirkt, bekommt im Laufe des Films eine ganz erstaunliche Tiefe. (hip) GÖ

Harry Potter und der Halbblutprinz USA 2009, R: Dasvid Yates, D: Daniel Radcliffe, Michael Gambon

„Im sechsten Harry-Potter-Abenteuer steht die Entscheidungsschlacht mit dem bösen Voldemort kurz bevor. Doch die jugendlichen Zauberer um Harry sind abgelenkt: Ihre Hormone spielen verrückt - sie haben sich verliebt.“ (tip) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

Das Haus der Dämonen USA 2008, R: Peter Cornwell, D: Virginia Madsen, Elias Koteas

„Um ihrem krebskranken Sohn die bestmögliche Hilfe zu bieten, beschließt die Familie Campbell in ein altes Haus in direkter Nähe zum Krankenhaus zu ziehen, in dem zuvor ein Leichenbestatter mit Hang zum Übernatürlichen gehaust hat. Unspektakulärer Gruselfilm, der halbwegs erfahrene Zuschauer nicht beeindrucken kann.“ (tip) BS, GÖ, H, HB, HH, KI

Hitlerjunge Quex Deutschland 1941, R: Hans Steinhoff, Heinrich George, Berta Drews

„Heini Völker hört die Signale: Die Verhältnisse sind schlecht, und im Berliner Arbeiterviertel treibt das die meisten zu den Kommunisten. Heini aber will nicht so, wie sein Vater will. Denn die Kommunisten feiern ausgelassen, trinken, spielen, lachen, und flotte Mädels gibt‘s obendrein. Da geht Heini lieber zu den Nazis, weil da kann man ordentlich im Viereck marschieren, immer das gleiche blöde Lied schmettern, hat die propre und gänzlich unweibliche Zuchtkuh Ulla und darf sich als Höhepunkt für die Fahne erstechen lassen. Na, wenn das nicht gleich viel mehr Spaß macht! Einfältiger Propaganda-Schinken, dessen Hauptleistung darin besteht, dem Publikum das Hitlerjugend-Lied ins Hirn zu hämmern. Für die reguläre Aufführung in Deutschland noch immer streng gesperrt.“ (Artechock) HH

Home Belgien/Frankreich/Schweiz 2008, R: Ursula Meiner, D: Isabelle Huppert, Olivier Gourmet

„Eine fünfköpfige Familie hat es sich in einem Häuschen bequem gemacht, das unmittelbar an einer unfertigen Autobahnstrecke liegt. Als die Strecke doch freigegeben wird, versteift sich die skurrile Familie um Isabelle Huppert umso beharrlicher auf ihr „Home“. Eine bizarre, bitterkomische Parabel.“ (tip) H, HB, HH

I

Ice Age 3 -Die Dinosaurier sind los USA 2009, R: Carlos Saldanha

„„Ice Age 3 “ erzählt von einem prähistorischen Kulturschock. Ein Säbelzahntiger, zwei Mammuts und ein Faultier stoßen im Eis auf eine bizarre Unterwelt: einen Super-Iglu, in dem tropische Pflanzen und Dinosaurier gedeihen. Regisseur Carlos Saldanha zeigt im dritten Teil der „Ice Age“-Saga die Tücken der Migration: Die anpassungswilligen Mammuts sind im Dschungel total overdressed, die Saurierbabys wollen sich nicht zu Veganern umerziehen lassen. Viel Hoffnung auf ein Zusammenwachsen der Parallelgesellschaften macht der Film nicht - dafür ist er überaus vergnüglich.“ (Der Spiegel) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

Il Divo Italien/Frankreich 2008, R: Paolo Sorrentino, D: Toni Servillo, Anna Bonaiuto

„Porträt des italienischen Politikers Giulio Andreotti, der zwischen 1972 und 1992 sieben Mal das Amt des Ministerpräsidenten innehatte, auch wenn er immer wieder in Verdacht geriet, Kontakte zum organisierten Verbrechen zu haben. Weniger an nachweisbaren Fakten orientiert, ist der klug komponierte Film eine von Abneigung wie auch Faszination geprägte Studie über einen Machtmenschen, wobei es ihm mehr um die Kritik an einem desolaten politischen System geht. Dabei schließt er ebenso an die Tradition des italienischen Polit-Thrillers wie an Shakespeares Königsdramen an.“ (filmdienst) HH

Illuminati USA 2009, R: Ron Howard, D: Tom Hanks, Ewan McGregor

„Es hat gewiss keine Einflüsterung des Teufels gebraucht, um den Produzenten und Regisseur Ron Howard sowie seinen Star Tom Hanks zu einer Fortsetzung ihres ‚Da Vinci Code‘ zu verführen: Der Kassenerfolg sprach für sich. Also hat man einen früheren Dan-Brown-Bestseller zu einer Fortsetzung umgestrickt, die nicht im katholischen Glauben, sondern im vatikanischen Machtapparat Abgründe öffnet: Ein skrupelloser Karrierist will nach der Vergiftung des Papstes im Lauf von vier Stunden vier Kardinäle ermorden und, wenn es sein muss, auch noch den Petersdom in die Luft sprengen, um selbst den Heiligen Stuhl zu erklimmen. Tom Hanks muss in Gesellschaft der anmutigen Israelin Ayelet Zurer wie bei einer Schnitzeljagd kreuz und quer durch Roms Heiligtümer hecheln, um (anders als im Roman) wenigstens das vierte Opfer zu retten. Es müsste schon mit dem Teufel zugehen, wenn die Zuschauermassen sich für dieses ideenlose Vatikan-Gemeuchel interessieren würden, doch selbst das würde die Macher wohl nicht stören.“ (Der Spiegel) BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

J

John Rabe Deutschland/Frankreich/VR China 2009, R: Florian Gallenberger, D: Ulrich Tukur, Daniel Brühl

„Die authentische Geschichte des Hamburger Kaufmanns John Rabe (1882-1950), der als deutscher Firmenrepräsentant in China im Dezember 1937 mit anderen Ausländern in Nanking eine Sicherheitszone einrichtete und während des japanisch-chinesischen Kriegs einen Großteil der Zivilbevölkerung schützte. Aufwändig inszeniertes, gut gespieltes Biopic als überlebensgroße Geschichte und packendes Epos, das Rabe freilich als ungebrochenen, eindimensionalen Helden zeichnet. Eine melodramatische Liebesgeschichte soll abseits des politischen Hintergrunds Gefühle hervorrufen, erweist sich aber als unnötige Konzession ans Unterhaltungskino.“ (filmdienst) HH, OL

K

Der Kaufhaus Cop USA 2009, R: Steve Carr, D: Kevin James, Jayma Mays

„Als alleinerziehender, gutmütiger Einkaufszentrums-Securitymann darf sich US-Adipositaskönig Kevin ‚King of Queens‘ James an mageren Fettwitzen abarbeiten und während eines Mall-Überfall lebensverändernd über sich hinauswachsen. Eine überraschungsfreie formelhafte Komödie mit Anflügen von Drolligkeit.“ (tip) H, HB, KI

Kleine Verbrechen Griechenland/Deutschland/Zypern 2008, R: Christos Georgiou, D: Aris Servetalis, Viki Papadopoulou

„Auf einer beschaulichen griechischen Insel laufen Diensteifer und Ehrgeiz eines jungen Polizisten ins Leere, bis sich sein Schnüffler-Talent an einem mysteriösen Todesfall bewähren kann und er sich statt als Nervensäge als Held qualifizieren kann. Leicht surreal angehauchte Provinz-Groteske, die sich nicht sonderlich originell, aber doch liebenswert-entspannt zur romantischen Liebeskomödie entwickelt.“ (filmdienst) GÖ, H, HB, HH, HL, OL

Kommissar Bellamy Frankreich 2009, R: Claude Chabrol, D: Gérard Depardieu, Clovis Cornillac

Auch Claude Chabrol kann mal patzen. In den letzten Jahren war er mit Filmen wie „Geheime Staatsaffären“ und „Die zweigeteilte Frau“ ganz auf der Höhe seines Könnens, aber bei „Kommissar Bellamy“ ging er zu routiniert ans Werk. Er glaubte wohl mit dem Hauptdarsteller Gérard Depardieu gar nicht verlieren zu können, und so lässt er diese Hommage an die Maigret-Romane von Simenon so durchhängen, dass sie schlicht langweilt. (hip) BS, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, OS,

Die Kunst des negativen Denkens Norwegen 2208, R: Brad Breien, D: Fridjov Saheim

Eine gnadenlos positiv denkende Sozialarbeiterin will ihren körperlich und geistig behinderten Klienten permanenten Frohsinn verordnen und trifft damit bei einem 33jährigen Querschnittsgelähmten auf den Richtigen. Kunsten å tenke negativt sieht so aus, als hätten schließlich auch die Norweger das Dogma-Kino entdeckt, aber mit seinem treffend boshaften Humor macht der Film aus Lars von Triers „Idioten“ ein harmloses Späßchen. Stellen Sie sich einen auf Radau gebürsteten „Elling“ vor. (hip) HH

L

Last House on the Left USA 2009, R: Dennis Iliadis, D: Garret Dillahunt, Michael Bowen

„1972 schockte Wes Craven mit seinem alptraumhaften Abgesang auf die Flower-Power-Generation die Filmwelt. Dem sehr gelungenen Remake geht zwar aufgrund dramaturgischer Modifikationen die verstörende Note des Originals ab. Dafür wurden alte Logiklöcher gestopft, was aus dem Rachefeldzug eines Elternpaares an einer Gruppe von Schwerverbrechern, die ihre Tochter geschändet haben, einen unaufhaltsam eskalierenden Terrortrip macht, der bis an die Schmerzgrenze geht.“ (Cinema) H, HB

Der letzte Applaus Deutschland/Argentinnein/Japan 2008, R: German Kral

Eine moderne Bar mit Tango-Shows ist das legendäre ‚El Chino‘ am Rande von Buenos Aires heute. Wo sind die alten Sänger? Die Musikdoku folgt einfühlsam den Spuren der Alten, lotet in Interviews ihre Mutlosigkeit aus und ist bei ihrem letzten Aufbäumen dabei. Ein gelungener filmischer Abschied von einer anderen und wie es scheint humaneren Zeit.“ (tip) BS, HH, KI

The Limits of Control USA 2009, R: Jim Jarmusch, D: Isaach De Bankolé, Alex Descas, Jean-François Stévenin

„Ein Mann reist mit einem mysteriösen Auftrag durch Spanien, trifft unbekannte Verbündete, tauscht verschlüsselt Botschaften aus. Die Kunst spielt dabei ein große Rolle und mit den Mitteln der Kunst zeigt Jim Jarmusch der herrschenden Ordnung ihre Grenzen auf, er wirft der unreflektierten Raserei seinen entschleunigten, profunden Film in den Weg.“ (tip) BHV, HH, HL

Löwenkäfig Argentinien 2008, R: Pablo Trapero, D: Martina Gusmán, Elli Medeiros

„Mit „Löwenkäfig“ ist jener Teil eines argentinischen Frauengefängnisses gemeint, in dem schwangere Häftlinge ihre Kinder zur Welt bringen können. Regisseur Pablo Trapero gewinnt dem testosterongeladenen Genre des Gefängnisfilms ganz neue Seiten ab. Er erzählt auch von weiblichem Zusammenhalt statt nur von männlichen Territorialkämpfen und zeigt die Welt hinter Gittern nicht allein als Endstation gescheiterter Existenzen, sondern als einen Ort, an dem neues Leben beginnt. Die Hauptdarstellerin Martina Gusman verkörpert eine wegen Mordes Verurteilte, die wie eine Löwin um ihren kleinen Sohn kämpft, mit der Wucht einer Naturgewalt.“ (Der Spiegel) HH

M

Madboy Deutschland 2008, R: Henna Peschel, D: Hector Kirschtal, Nina Schwabe

„Henna Peschels Film über eine extrem charmante Außenseiterbande firmiert zwar als „Hamburgs lautester Heimatfilm“, besitzt jedoch überraschend sanfte Töne. Ebenso widerspenstig wie der Soundtrack der „Hamburger Schule“ ist der Tonfall dieses Films, in dem witzige Enteignungspropaganda neben melancholischer Elbstrandromantik steht.“ (tip) HH

Das Mädchen aus Monaco Frankreich 2008, R: Anne Fontaine, D: Fabrice Luchini, Roschdy Zem

„Eine alte Dame soll ihren russischen Liebhaber erstochen haben. Wie schnell man aus Leidenschaft Dummheiten begeht, erfährt ihr Anwalt bald am eigenen Leib. Der Film erzählt die klassische Geschichte eines arrivierten Mannes in der Midlife-Crisis, der sich der Lächerlichkeit preisgibt. Aber die originelle Figurenkonstellation, das rätselhafte Ende und Hauptdarsteller Fabrice Luchini machen die Komödie trotzdem zu etwas Besonderem.“ (Cinema) GÖ, H, HB, HH

The Manchurian Candidate USA 2004, R: Jonathan Demme, D: Denzel Washington, Meryl Streep

„Captain Ben Marco und Sergeant Raymond Shaw haben gemeinsam im Golfkrieg gedient. Zehn Jahre danach hat Shaw mit Hilfe seiner Mutter Karriere in der Politik gemacht, Marco dagegen kämpft wie viele seiner Kameraden mit seinen Kriegserinnerungen: Er ist ein nervliches Wrack, geplagt von Alpträumen, die er mit anderen ehemaligen Kameraden teilt. Er geht zu Shaw nach Washington, um sich Klarheit zu verschaffen. Jonathan Demmes Remake des gleichnamigen Originals von John Frankenheimer aus dem Jahr 1962 wird von amerikanischen Kritikern als einer der besten Politthriller und Demmes spannendster und dichtester Film seit ,Schweigen der Lämmer‘ gelobt. Demme aktualisiert den vielschichtigen Stoff und verlagert seinen Konflikt aus dem Koreakrieg in den ,Desert Storm‘. Dabei lässt er anders als Frankenheimer die politischen Konflikte in den Vordergrund treten.“ (Blickpunkt:Film) HH

Milk USA 2008, R: Gus Van Sant, D: Sean Penn, Emile Hirsch

„Spielfilm über das Leben und die politische Karriere von Harvey Milk, der in den 1970er-Jahren zum ersten offen bekennenden homosexuellen Stadtverordneten der USA wurde, wenige Jahre später aber einem Attentat zum Opfer fiel. Das geschickt mit den Zeitebenen spielende Bio-Pic über eine charismatische Persönlichkeit, die den Idealismus der Gay-Rights-Bewegung mit politischem Pragmatismus verband. Durch den wechselseitigen Bezug von Privatem und Politischem entsteht nicht nur ein eindrucksvolles Zeitbild, sondern auch ein überzeugendes Porträt, das Milk nicht auf ein Podest hebt, ihm und anderen mutigen Aktivisten der 1970er-Jahre aber ein würdiges Denkmal setzt.“ (filmdienst) DEL, HB, OL, SN

Monsters vs. Aliens USA 2009, R: Rob Letterman, Conrad Vernon

„‚Monsters vs. Aliens‘ ist die Zukunft des Kinos – jedenfalls wenn man dem Dreamworks-Studio glaubt, das große Hoffnungen auf das 3-D-Verfahren setzt, mit dem dieser Animationsfilm hergestellt wurde. Doch das Ergebnis enttäuscht. Die Geschichte um ein paar Monster, die von den Menschen in Labors gehalten werden und eines Tages gegen Außerirdische in den Kampf ziehen, ist weniger phantasievoll als etwa die ‚Shrek‘-Filme. Zwar machen die 3-D-Effekte Spaß und sind dezent eingesetzt, doch leider gehen dem Drehbuch, an dem auch die Regisseure Rob Letterman und Conrad Vernon mitgearbeitet haben, nach der Hälfte des Films die Ideen aus. 3-D hilft wenig, wenn Figuren und Story flach sind.“ (Der Spiegel) H, HB, OL, OS

N

Nachts im Museum 2 USA 2009, R: Shawn Levy, D: Ben Stiller, Owen Wilson

„‚Nachts im Museum 2“ spinnt die märchenhafte Idee weiter, dass im Dunklen diverse Museumsexponate zum Leben erwachen, Dinosaurierskelette ebenso wie ein Reiterstandbild von US-Präsident Teddy Roosevelt - und mittendrin leidet ein überforderter Wärter namens Larry (Ben Stiller). Diesmal hastet Larry durch das Smithsonian in Washington D. C., den größten Museumskomplex der Welt, um einem versehentlich reanimierten bösartigen Pharao Einhalt zu gebieten. Amerikas Flieger-Ikone Amelia Earhart (Amy Adams) mischt dabei ebenso mit wie Skulpturen von Rodin bis Jeff Koons; sogar die berühmte Abraham-Lincoln-Statue verlässt ihr Memorial. Das temporeiche Komödienspektakel von Regisseur Shawn Levy spielt clever mit Ikonen der Kulturgeschichte; auch Witze über kleine Männer (Napoleon, Stiller) sind erlaubt.“ (der Spiegel) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

P

Paper Moon USA 1972, R: Peter Bogdanovich, D: Tatum ONeal, Ryan ONeal

„Nach dem Tod der Mutter finden die uneheliche neunjährige Tochter und ihr Vater - der sich nicht zu seiner Verantwortung bekennen will - zunächst unfreiwillig zu einem Stromerpaar zusammen. Aus der Zwangsgemeinschaft wird im Lauf der Zeit ein gut eingespieltes Duo, das sich mit gemeinsamen Betrügereien notdürftig durch die Krisenzeit der 30er Jahre schlägt. Mit poetischem Sinn und moralischer Nachsicht für den Lebenskampf der sozial Schwachen inszenierter, nostalgisch-gemütvoller Unterhaltungsfilm. ( Lexikon des internationalen Films) HH

Prinzessin Lillifee Deutschland 2009, R: Alan Simpson, Ansgar Niebuhr

„Nachdem die Bücher von Monika Finsterbusch um Prinzessin Lillifee und ihre Freunde die Mädchenherzen im Sturm erobert haben, erscheint jetzt der gleichnamige Film, jedoch mit einer ganz neuen Geschichte. Als animierter Zeichentrickfilm in klassischer Manier wird er der Bilderbuchaufmachung mit seinen Rosa- und Glitzereffekten gerecht. Ebenso nah an der Buchvorlage ist die Figur Lillifee in ihrem vielschichtigen Charakter gezeichnet: Es geht nicht nur um eine oberflächliche Welt, sondern auch um Ärger, Verzweiflung und Selbstbewusstsein.“ (Blickpunkt:Film) H, HB, HH, HL, KI, OS, SN

R

Radio Rock Revolution Großbritannien 2009, R: Richard Curtis, D: Philip Seymour Hoffman, Bill Nighy

Dies ist einmal eine andere Art von Piratenfilm. Hier werden jene Piratensender besungen, die in den späten sechziger Jahren in guter britischer Tradition das Meer eroberten und für die meist jungen Hörer den ganzen Tag über jene Pop- und Rockmusik spielten, die die steife Tante BBC immer noch verpönte, obwohl sie längst zum britischen Exportartikel Nummer Eins geworden war. Regisseur Richard Curtis fächert seine Episoden zwar ein wenig zu breit, so dass sein Boot mit wenig dramaturgischer Strömung kreuzt, aber dafür bietet er einen grandiosen und oft sehr komischen Querschnitt der Moden, Lebensstile und Attitüden jener Jahre, in denen die wahre, hochkapitalistische Kulturrevolution stattfand. (hip) HB, HH

Rohtenburg USA 2006, R: Martin Weisz, D: Thomas Kretschmann, Kerri Russel

„Kannibalismus im Kino: Eine junge amerikanische Kriminalpsychologin recherchiert den Fall des „Kannibalen von Rotenburg“ und verliert ihre wissenschaftliche Distanz, als sie ein Videoband des Verbrechens ausfindig macht. Regisseur Martin Weisz hat Angst vor der eigenen Courage und setzt seine psychologische Rekonstruktion des Falles in erzählerische Klammern, denen er durch billiges Horrorfilm-Brimborium Leben einzuhauchen versucht.“ (tip) OS

S

Die Schimmelreiter Deutschland 2009, R: Lars Jessen, D: Katherina Wackernagel, Peter Jordan

„Die Imbissbude ist für Fuchs (klasse: Peter Jordan) „eine tragende Säule unserer Demokratie“. Während er seinen Job als Lebensmittelkontrolleur mit Augenmaß erledigt, verhängt sein „neuer Kollege“ (Axel Prahl) saftige Geldstrafen und wirtschaftet in die eigene Tasche. Lars Jessens schrullige Typenkomödie ist eine toll gefilmte Hommage an frühe Detlev-Buck-Filme (“Karniggels“) - ungemein lakonisch und manchmal so flach wie die Landschaft zwischen Elbe und Nord-Ostsee-Kanal.“ (Cinema) BHV, FL, GÖ, HB, HH

17 Again USA 2009, R: Burr Steers, D: Zac Efron, Matthew Perry

„Ein Angestellten-Loser mit kaputter Ehe darf ein zweites Mal 17 sein und könnte sein Leben revidieren. Eine harmlose, durchschnittlich amüsante Transformations- und Familienkomödie mit abstruser Handlung, die auf den nicht völlig talentfreien „High School Musical“-Kreischauslöser Zac Efron zugeschnitten ist.“ (tip) GÖ, H, HB, HH, KI, OL, OS

Shortbus USA 2006, R: John Cameron Mitchell, D: Raphael Barker, Lindsay Beamish

“,Shortbus‘ ist eine Filmreise ins Wunderland der körperlichen Liebe, die der US-Regisseur John Cameron Mitchell rund um den New Yorker Privatclub Shortbus inszeniert hat. In dem Etablissement treffen sich allerlei experimentierfreudige Männer und Frauen, die auf sexuelle Selbstverwirklichung hoffen, weil sie von kleineren Nöten gepeinigt werden. Gleich zu Beginn sieht man etwa einem Paar dabei zu, wie es sich durch eine Art Hochleistungs-Kamasutra vögelt; eine Domina quält in einem Apartment mit Blick auf Ground Zero einen reichen jungen Schnösel; und ein junger Schwuler besorgt es sich selbst, indem er sich so lange verbiegt, bis er seinen Penis in den eigenen Mund befördert hat. Derlei amüsante Sensationen präsentiert Mitchell ohne Scheu vor pornografischen Bildern, aber mit umwerfendem Charme - frei nach der Devise: Befreie deine Triebe, dein Hirn wird folgen!“ (Der Spiegel) HH

Slumdog Millionär Großbritannien/USA 2008, R: Danny Boyle, Loveleen Tandan, D: Dev Patel, Freida Pinto

„Danny Boyle ist mit seinem unter schwierigsten Umständen in Indien gedrehten Film über zwei Brüder, die der Armut in Mumbai entfliehen wollen, ein großer Wurf gelungen. Die Globalisierungsversion von Charles Dickens’ ‚Oliver Twist‘, in der ‚Wer wird Millionär?‘ clever als Rahmenhandlung dient, bietet einen beklemmenden Blick auf Mittellosigkeit und Elend, ist aber doch stets erfüllt vom nicht zu bändigenden Enthusiasmus der Hauptfigur, deren Leben in einem Rausch von Farben und Klängen vor dem Zuschauer vorüberzieht - Bollywood made in the West. Unwiderstehlich gut.“ (Blickpunkt:Film) GÖ, H, HB, HH, HL, KI, OS, OL

So finster die Nacht Schweden 2008, R: Tomas Alfredson, D: Lina Leandersson, Kare Hedebrant

“,So finster die Nacht‘ , so groß ist die Liebe zwischen dem zwölfjährigen Außenseiter Oskar und der kleinen Vampirin Eli. In den klaren Bildern eines klirrend kalten schwedischen Winters schildert Regisseur Tomas Alfredson die Gewaltexzesse des Blutsaugens - aber auch die Traurigkeit eines Mädchens, das uralt ist und doch nie erwachsen werden kann. Die mit Spezialeffekten angenehm sparsam umgehende Verfilmung einer Erzählung von John Ajvide Lindqvist erinnert daran, wie gruselig die ersten sexuellen Erlebnisse und wie beglückend die Befreiungsschläge aus der Beklommenheit der späten Kindheit waren. Mit seiner naturalistischen Wucht ist dieser Vampirfilm ein Gegenentwurf zu der anämischen Verfilmung von Stephenie Meyers Blutsauger-Bestseller „Biss zum Morgengrauen“, die in den USA allein am Startwochenende 70 Millionen Zuschauer hatte. „So finster die Nacht“ hätte mindestens so viele Fans verdient, wird sie aber wohl nie finden.“ (Der Spiegel) HH

Star Trek USA 2009, R: J. J. Abrams, D: Chris Pine, Eric Bana

„Kultregisseur J. J. Abrams lässt das Raumschiff Enterprise neu starten - mit verjüngter Besatzung und leicht geändertem Konzept. Der elfte „Star Trek“-Film ist ein Sprung zurück in die Zeit: Gezeigt wird, wie sich beim ersten Flug der „U.S.S. Enterprise“ die spätere Besatzung formiert und der junge Kirk (Chris Pine) und der gleichaltrige Spock (Zachary Quinto) ihr erstes gemeinsames Abenteuer erleben. Neu-Trekkie und Regisseur J.J. Abrams mischt gekonnt alte und neue Bestandteile aus dem Enterprise-Kosmos und setzt auf ein wohldosiertes Gemisch aus Action, Spannung und Ironie. Optische Höhepunkte bilden die Raumschlacht zu Beginn des Films und die Monsterhatz auf einem Eisplaneten, auf dem der junge Kirk den alten Spock (Leonard Nimoy) trifft.“ (Cinema) H, HB, HH, KI, OL

State of Play - Stand der Dinge USA 2009, R: Kevin MacDonald, D: Russell Crowe, Helen Mirren

„Oscar-Preisträger Russell Crowe, im wahren Leben als Journalistenhasser verrufen, spielt in dem neuen Polit-Thriller „State of Play“ einen wunderbar altmodischen Zeitungsreporter des (fiktiven) „Washington Globe“: Cal McAffrey fährt einen klapprigen Saab, seine Frisur ist genauso unordentlich wie sein Schreibtisch, und Freunde hat er nicht, nur Quellen. Eine davon, der Abgeordnete Stephen Collins (Ben Affleck), untersucht gerade die Verbindungen des Pentagons zu einem privaten Sicherheitskonzern nach dem Vorbild der realen, im Irak aktiven Firma Blackwater, als seine Mitarbeiterin vor eine U-Bahn gestoßen wird und stirbt. Zu allem Überfluss war sie Collins‘ Geliebte - ein fast zu perfekter Skandal. Der britische Regisseur Kevin Macdonald (“Ein Tag im September“) überhöht in „State of Play“ den Journalistenalltag zum effektvollen Krimi, doch er zeigt auch die Auswirkungen der Zeitungskrise. Ein Höhepunkt sind die Auftritte von Helen Mirren (“Die Queen“) als toughe Chefredakteurin.“ (Der Spiegel) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

Die Stimme des Adlers Deutschland/Schweden 2009, R: René Bo Hansen, D: Bazarbai Matyei. Serikbai Khulan

„Ein zwölfjähriger mongolischer Junge soll von seinem Vater die traditionelle Jagd mit dem Adler erlernen, möchte aber lieber mit seinem älteren Bruder dem Nomadenleben entfliehen und in die Großstadt gehen. Als der Bruder ohne ihn aufbricht, macht er sich auf die Suche nach ihm, gefolgt von dem Adler, zu dem er langsam eine Freundschaft entwickelt. Dank der semidokumentarischen Inszenierung und der Laiendarsteller bietet die Genre-Geschichte über das Abenteuer Erwachsenwerden und eine Freundschaft zwischen Mensch und Tier einen sehenswerten Blick über den Tellerrand in die Kultur eines fremden Landes.“ (Rheinischer Merkur) HB, HH, OS

Sunshine Cleaning USA 2008 , R: Christine Jeffs, D: Amy Adams, Emily Blunt

„„Sunshine Cleaning“ erinnert nicht nur vom Titel her an den Überraschungshit „Little Miss Sunshine“, mit dem sich der Film auch fast das gesamte Produzententeam teilt. Wieder geht es um eine dysfunktionale, aber liebenswerte Familie, die allen Hindernissen mit gnadenlos sonnigem Optimismus begegnet. Im Mittelpunkt stehen zwei Schwestern (Amy Adams und Emily Blunt), die einen Reinigungsdienst für Verbrechensschauplätze gründen und sich nebenbei mit Spaßbremsen wie einem verheirateten Liebhaber oder dem verrückten Opa (Alan Arkin) herumärgern müssen. Regisseurin Christine Jeffs verpasst der amüsanten Geschichte manchmal einen unnötig sentimentalen Einschlag, die beiden Hauptdarstellerinnen untermauern jedoch eindrucksvoll ihren Ruf als künftige Superstars in Hollywood.“ (Der Spiegel) HH

T

Terminator – Die Erlösung USA 2009, R: McG, D: Christian Bale, Sam Worthington

„Im Gegensatz zu den Vorgängern deutet Regisseur McG („3 Engel für Charlie“) im vierten Teil die Apokalypse nicht nur an, sondern zeigt sie in ihrer ganzen Wucht. Zerstörte Städte, nuklearverseuchte Wüsten und archaische Gewalt lassen den Zuschauer den Krieg der Menschen gegen die Maschinen am eigenen Leib spüren. Inmitten des unwirtlichen Szenarios schickt McG nicht nur ein oder zwei altbekannte Terminatoren gegen die Rebellen, sondern ganze Heerscharen an neuen Tötungsmaschinen. Dass dabei die Komplexität der von James Cameron 1984 konzipierten Urgeschichte auf der Strecke bleibt, ist angesichts der Schauwerte zu entschuldigen.“ (Cinema) BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

Transformers: Die Rache USA 2009, R: Michael Bay, Megan Fox, Shia LaBeouf

„Zusammen mit dem US-Militär wollen gute außerirdische Roboter ihre Gegenspieler (böse außerirdische Roboter) beseitigen, mitten drin im Sequel erneut ein etwas fader junger Mann und seine attraktive Freundin. Überlanges, ermüdendes Digital-Sperrfeuer, unterstützt von einem Spielzeughersteller, US-Autobauern und dem Pentagon.“ (tip) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

V

Vicky Cristina Barcelona USA 2008, R: Woody Allen, D: Scarlett Johansson, Penélope Cruz

„Es ist ein heiter-melancholisches Sommerstück des Meisters, das auf einem Mollakkord endet; ein von einem leicht mokanten, allwissenden Erzähler dirigiertes Konversationsstück über erotische Attraktionen von hinreissender Eleganz, das beiläufig mit den production values Barcelonas und Oviedos spielt; Nächte in spanischen Gärten, die die beiden jungen Amerikanerinnen des Titels begreiflicherweise um den Verstand bringen. In Woody Allens europäischer Variation auf ,Husbands and Wives‘ könnte man (der Engländerin) Rebecca Hall und Scarlett Johansson nur immer weiter zusehen, wie sie auf Javier Bardem und Penélope Cruz treffen, die umwerfend das Klischee vom latin lover und der rabiaten dunklen Schönheit verkörpern. “ (Neue Zürcher Zeitung) HH

Der Vorleser USA 2008, R: Stephen Daldry, D: Kate Winslet, David Kross

„Oscarwürdig ist die Darstellerleistung der Winslet, die in ‚Der Vorleser‘ den brüchigen Menschen hinter in Monstergestalt spielt. Aber auch der Rest des Ensembles braucht hinter der Leistung der weiblichen Hauptrolle nicht anstehen. Da ist vor allem David Kross (‘Krabat‘), der den jugendlichen Liebhaber spielt. Wie selbstverständlich füllt er die anspruchsvolle Rolle an der Seite von Kate Winslet. Ganz beiläufig verliebt sich sein Charakter in die viel ältere Frau mit dem dunklen Geheimnis und lässt das ganze schwierige Konstrukt von Bernhard Schlinks Bestsellers vor allem eines erscheinen: glaubwürdig. Sensationell ist auch Lena Olin, die Mutter und Tochter in einer Doppelrolle spielt. Mit der gebrechlichen einzigen Überlebenden eines Massakers an Juden im Zweiten Weltkrieg einerseits und (Jahre später angesiedelt) ihrer inzwischen längst erwachsenen Tochter gibt sie eine kleine, aber feine Performance. Es sind vor allem die vielen Details, die an diesem Film von bleibendem Wert sind.“ (epd-film) GÖ, HH

Vorstadtkrokodile Deutschland 2009, R: Wolfgang Becker, D: Manuel Steitz, Nora Tschirner

„Verfilmung des gleichnamigen Kinderbuchklassikers um eine Kinderbande, die ein kriminelles Trio entlarvt. Der Film verlegt die Geschichte aus den Siebzigern in die Gegenwart, bietet aber noch ein Stück Ruhrgebietsflair. Die lakonische Erzählweise der Vorlage wird allerdings oft durch aufgebauschte Actiondramatik ersetzt.“ (tip) BS, DEL, H, HB, HH, KI, OS

W

Weltraumschiff MR-1 gibt keine Antwort (Angry Red Planet) USA 1959, R: Ib Melchior, D: Gerald Mohr, Nora Hayden

„1959 gab es Psychedelik pur, und das nur für den Preis einer Kinokarte: Infolge schwelgerischer Anwendung des buchstäblich einzigartigen Cinemagic-Verfahrens stach dieser Film förmlich in die Augen. Erzählt wird die Geschichte von vier tapferen Kosmopiloten, die sich mit dem Mars, laut Originaltitel „The Angry Red Planet“, anlegen, aber von dreiäugigen Ureinwohnern, verfressenen Pflanzen und monströsen spinnenbeinigen Krabben merklich gebremst werden.“ (taz) HH

Willi und die Wunder dieser Welt Deutschland 2008, R: Arne Sinnwell

„In der Kinofassung der ARD-Kindersendung „Willi wills wissen“ entdeckt TV-Reporter Willi Weitzel die Wunder der weiten Welt. Er reist nach Australien, Kanada, Japan und in die Sahara und kommt so hinter einige der großen Geheimnisse unseres Planeten - vom Alltag der Ameisen bis zu den Tricks der Sumoringer. TV-Sendung, die im Kino nur Fans erfreut.“ (tip) BS, H, HB, HH, KI

Willkommen bei den Sch‘tis Frankreich 2008, R: Dany Boon, D: Kad Merad, Dany Boon

„Der Postdirektor Philippe Abrams wird aus dem schönen südfranzösischen Städtchen Salon-de-Provence plötzlich ins Land der Sch‘tis im äußerst unattraktiven Norden Frankreichs versetzt, und wie ein französischer Borat wird er fortan mit den fremdartigen Ausdrucksweisen und Sitten der Nordländer konfrontiert. Regisseur Dany Boon schwingt sich mit gnadenlosem Humor zum Fürsprecher der missachteten Region und ihrer Bewohner auf. Man lacht mit ihnen, nicht über sie. In Frankreich war die Provinzkomödie ein gigantische Erfolg: 20 Millionen Franzosen haben sich den Crash der Kulturen angekuckt.“ (tip) GÖ, HB, HH, OS

Der Womanizer - Die Nacht der Ex-Freundinnen USA 2009, R: Mark S. Waters, D: Matthew McConaughey, Jennifer Garner

„Der Womanizer“ ist blond, heißt Connor Mead (Matthew McConaughey) und verdient sein Geld als Modefotograf - ein Job, der ihm reichlich Gelegenheit bietet, Frauen zu verführen und nach kurzer Zeit zu verlassen. Mitunter macht er via Videokonferenz mit drei Damen gleichzeitig Schluss. Derart laxe Sitten gehören in romantischen Hollywood-Komödien natürlich bestraft: Ausgerechnet bei der Hochzeit seines Bruders erscheint dem Lebemann der Geist eines verstorbenen Onkels (Michael Douglas), der ihn mit den Sünden der Vergangenheit konfrontiert. Nebenbei entwickelt Connor echte Zuneigung zu einer Brautjungfer (Jennifer Garner). Regisseur Mark Waters (“Mean Girls“) inszeniert die Menschwerdung eines Machos als Posse voller allzu bekannter Geschlechterklischees. Einzig Michael Douglas spielt lässig mit seinem Image als Mann in der Krise.“ (Der Spiegel) BS, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

X

X-Men Origins: Wolverine USA 2009, R: Gavin Hood, D: Hugh Jackman, Ryan Reynolds

„Amüsantes Prequel zur X-Men-Saga, das die Vorgeschichte des von Hugh Jackman gespielten Mannes mit den Adamantium-Klauen enthüllt, aber auch die Histore des Konfliktes zwischen Magneto und Prof. Xavier. Der Handlung dieses Spezialeffekte-strotzenden High-End-Produkts lässt sich auch ohne Vorkenntnisse folgen.“ (tip) H