Ja, es wird viel über Sex geredet

DOPPELMORAL In der Pornografie ist jeder Exzess erlaubt, aber die Liebe bleibt unbefleckt. Die Komödie „Zack & Miri Make a Porno“ von Kevin Smith

Regietalent hatte Kevin Smith nie, dafür ein großes Herz. Ein Herz für Loser („Clerks“), für Freaks („Jay und Silent Bob Strike Back“) und auch sonst für alle Arten von Rum- und Abhängern („Mallrats“). Seine Komödien bewahrt das vor billigem Zynismus, aber Herz sollte man nicht mit Mut verwechseln.

„Zack & Miri Make a Porno“ ist dafür das beste Beispiel. Ja, es geht um einen Pornodreh, es wird in jeder Einstellung über Sex geredet, und die Kamera zeigt auch nackte Körper in Aktion, aber das ist nur Oberfläche – die Moral könnte nicht konventioneller sein.

Zack (Seth Rogen) und Miri (Elizabeth Banks) sind seit Schultagen beste Kumpel und wohnen in einer abgeranzten WG in einem ebenso heruntergekommenen Viertel Pittsburghs. Beide sind notorisch pleite. Als mitten im Winter Wasser und Strom abgeschaltet werden, wird es Zeit, zu handeln.

Schnelles Geld

Zack hat eine Eingebung. Er will das schnelle Geld im Pornobusiness machen. Er und Miri sollen die Stars in ihrem selbst gedrehten Sexfilm werden (Arbeitstitel: „Star Whores“). Aber natürlich bleibt der erste Sex zwischen den beiden nicht folgenlos.

Es ist die alte Geschichte: Warum in die Ferne schweifen, wenn die große Liebe doch schon das gleiche Klo benutzt? Das ehemalige Indie-Wunderkind Smith scheint die Vorhersehbarkeit auch gar nicht groß zu stören. Die Doppelmoral ist dabei typisch Hollywood: In der Pornografie sind alle Exzesse erlaubt, aber die Liebe muss unbefleckt bleiben. Das erinnert an unzählige Actionfilme, in denen der Held seine Widersacher im Dutzend metzelt, aber zu Hause selbst dem Hund kein Haar krümmt.

Eigentlich lustige Freaks

Die Nebenfiguren haben mehr Spielraum. Smith’ Stammschauspieler Jason Mewes hat offensichtlich viel Spaß an seiner Rolle als von allen Peinlichkeitsängsten befreiter Sexmaniac Lester. Craig Robinson, der Zacks Arbeitskollegen Delaney spielt, stiehlt allen die Show durch seine radikale Ausdruckslosigkeit selbst in den slapstickhaftesten Szenen. Bill Murray könnte es nicht besser.

Expornostar Traci Lords verzieht als Stripperin Bubbles ebenfalls kaum eine Miene – was aber eher die Spätfolge diverser Schönheitsoperationen zu sein scheint. Eigentlich eine lustige Truppe von Freaks. Im Gegensatz dazu wirkt das Paar im Zentrum umso farbloser. SVEN VON REDEN

■ „Zack & Miri Make a Porno“. Regie: Kevin Smith. Mit Seth Rogen, Elizabeth Banks u. a. USA 2008, 102 Min.