Kein Geld für Eulenspiegel

MUSEUMSSOMMER (III) In Mölln soll der Narr gestorben sein. Sein Grabstein ist allerdings 200 Jahre später errichtet worden, ob er überhaupt gelebt hat, ist ungewiss. Ein Besuch im Eulenspiegelmuseum

Noch im Sterben soll Eulenspiegel den Möllner Bürgern den Spiegel vorgehalten haben

Zum Eulenspiegelmuseum? Immer der Kirche nach, die sich etwas oberhalb erhebt, auf der Schlossinsel des Städtchens Mölln. Und schon landet man auf einem kleinen, gepflasterten Platz, umrahmt von idyllischen Fachwerk- und Backsteinbauten.

Es herrscht emsiges Treiben an diesem Morgen. Eine Klappleiter wird in den ersten Stock des engen, zweistöckigen Museums-Hauses geschleppt, Kabel und Kabelschächte sind über dem Boden verstreut, ein Stapel Monitore steht bereit.

„Wir versuchen unser kleines Haus nach innen vergrößern“, erklärt Michael Packheiser, Leiter des Hauses. Beim „Till-TV“ sollen demnächst auf verschiedenen Bildschirmen kleine animierte Szenen aus dem Leben des Narren zu sehen sein, zu denen ein Fernsehmoderator entsprechend aufgeregt hin- und herschaltet.

Über die Jahre ist Till Eulenspiegel immer mehr zu einer Figur für Kinder geworden, dabei handelt es sich bei den 96 Kapiteln der Eulenspiegel-Geschichte um altehrwürdigen Germanistenstoff: „Ein kurtzweilig Lesen von Dyl Ulenspiegel, geboren uß dem Land zu Brunßwick, wie er sein leben volbracht hat?“, so ist die bisher älteste gefundene Buchausgabe aus dem Jahre 1510 oder 1511 betitelt. Der Autor ist bis heute nicht bekannt.

Die Geschichten seien „der erste Bestseller der deutschen Sprache“, sagt Packheiser und verweist auf die vielen Fassungen, Übersetzungen und Adaptionen. Was das alles mit Mölln zu tun hat, soll demnächst in einem kleinen Film gleich vorn neben der Eingangstür erzählt werden. Schließlich gibt es entsprechend den vielen Wanderungen, die Eulenspiegel nach Thüringen, Sachsen-Anhalt, aber auch nach Flandern und Dänemark geführt haben sollen, nicht nur in Mölln ein Eulenspiegel-Museum.

In Mölln soll er aber gestorben sein, im Jahre 1350, an der schwarzen Pest und noch im Sterben, heißt es, habe er den gierigen Möllner Bürgern den Spiegel vorgehalten, indem er ihnen versprach, sie würden nach seinem Tod steinreich werden. Als sie die Truhe öffneten, die er ihnen hinterlassen hatte, fanden sie dort nur Steine.

Ob Eulenspiegel in Mölln, ob er überhaupt gelebt hat, ist nicht bekannt. Sein Grabstein auf dem Möllner Friedhof ist erst 200 Jahre später errichtet worden. Im Museum erfährt man immerhin, dass Eulenspiegels derbe Späße mit die Konflikte zwischen fahrenden Tagelöhnern und dem sich langsam etablierenden Bürgertum spiegelten. Dazu gesellen sich diverse Bildnisse und Plastiken, Malerei und Skizzen lokaler Künstler, die immer wieder Till Eulenspiegel, mal mit Narrenkappe, mal mit Narrenhut zeigen.

In seinem derzeitigen Zustand wirkt das Haus etwas ratlos. Für einen großen Wurf fehlen städtische Zuschüsse, das Museum ist ganz und gar auf einen Freundesverein angewiesen. „Bis man weiß, wo man Anträge auf finanzielle Unterstützung stellen kann, bis die bearbeitet und irgendwann beantwortet werden, das hat schon viel mit Eulenspiegelei zu tun“, sagt einer von Michael Packheisers Helfern, seufzt und steigt die Klappleiter hinauf.

Dass der Möllner Freundesverein Potenzial hat, zeigt sich nebenan im dem ebenfalls von ihm betriebenen „Möllner Museum“, das eine formidable Ausstellung über den Bau des Lübeck-Elbe-Kanals zeigt. Diese Entschiedenheit ist auch dem Eulenspiegelmuseum zu wünschen. FRANK KEIL

Eulenspiegelmuseum, Am Markt 12, Mölln