Der dumme Herr Henscheid

Nein, es geht nicht mehr.“ So ist ein Text Eckhard Henscheids in der aktuellen Jungen Freiheit überschrieben. Henscheid, Jahrgang 1941, Humorkritiker aus der „Neuen Frankfurter Schule“, rechnet in der Rechtspostille mit der Bundeskanzlerin ab. Merkel sei „der einstmals mitteldeutsche Seelenknödel“ mit der „schwitzfleckenfeuchten Hosenanzugsjacke“. Und, so das mutige Dichterlein, „auch für das folgende Artefakt, gegackert vor drei Jahren an der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vaschem, ging der Brotbrocken im Hosenanzug leider ungewatscht aus.“ Und so weiter und so fort.

Was ist mit diesem älteren Herrn passiert, dass er sich nun in einer Wochenzeitung der Neuen Rechten über die Frau Merkel dermaßen einfältig mokiert? Ganz überraschend kommt es allerdings nicht. Schon vor einiger Zeit gab er der Jungen Freiheit (aktuelle Titelschlagzeile: „Der Linksruck – Marsch in die rote Republik“) ein Interview. Und auch die dumpfen und deswegen so stumpfen Kohl-Satiren seiner Humorfraktion aus den 80er-Jahren waren ja nicht unbedingt der Unterhaltungsweisheit letzter Schluss. Und alles andere als eine neue Frankfurter Schule.

Nun macht sich Henscheid Sorgen, ob die Stimmen der NPD bei der kommenden Bundestagswahl später der CDU fehlen könnten. Alles Satire? So erinnert er die Leserschaft der Jungen Freiheit aktuell daran, dass sich 1969 die sozialdemokratische Brandt’sche Kanzlerschaft erst im letzten Moment „letztlich dankte wem? Der NPD! Nämlich deren 4,5 Prozent verschenkten weil zuletzt der CDU/CSU fehlenden Stimmen!“

Henscheid also doch ein U-Boot, ein verstrubbelter Antifaschist bei den gescheitelten Superdeutschen? Sein verknarztes Merkel-Bashing nur, um Verwirrung unter den Bräunlingen zu stiften? Ha, ich glaub’s ihm nicht.

ANDREAS FANIZADEH