Splatter-Premiere: Oldenburger Schlachtplatte

Der gebürtige Oldenburger Andreas Schaap zeigt auf dem dortigen Filmfest sein bluttriefendes Debüt "Must Love Death". Der Film hat Aussicht auf Erfolg - Schaap verdient daran aber nicht mehr mit.

Zusammentreffen von Splattermovie und romantischer Komödie: Andreas Schaaps "Must Love Dead". Bild: Anna Wendt Filmproduktion / HFF Potsdam

Zwei Sadisten locken Selbstmordgefährdete, mit denen sie sich im Internet verabredet haben, in eine abgelegene Waldhütte, wo sie diese brutal umbringen und das Gemetzel mit einer Videokamera aufnehmen. Doch Norman, der Held des Films, kann plötzlich nicht mehr sterben, weil er unsterblich in Jennifer verliebt ist. Und so vermischen sich die Konventionen der Genres Splatterfilm und romantische Komödie. Werden die beiden also trotz der tiefen Fleischwunden am Ende zueinander finden?

Das Phantastischste an "Must Love Death" ist, dass er als Abschlussfilm von der Filmhochschule "Konrad Wolf" mitproduziert und gefördert wurde. Dies ist in etwa so, als würde eine Metzgerei mit der Hilfe von vegetarischen Gemüsebauern eingerichtet: Die Hochschule steht für ein künstlerisch anspruchsvolles und realistisches Kino im Stil von Andreas Dresen und der Berliner Schule.

"Must Love Death" ist dagegen ein Genrefilm, in dem das Kunstblut literweise spritzt und mit Entsetzen auf recht robuste Art und Weise Scherz getrieben wird. "Das war mein Diplomfilm und es gab in der Regieklasse tatsächlich keinen Dozenten, der damit irgendetwas anfangen konnte", schildert Schaap die Entstehungsgeschichte. Alle hätten nur "O mein Gott!" gesagt. Aber auch: "Wenn Du glaubst, das unbedingt machen zu müssen, dann mach es halt." Da hat er sich jemand für die Kamera und die Produktion gesucht - und schließlich sogar eine 1 dafür bekommen.

Das 16. Internationale Filmfest Oldenburg findet vom 16. bis 20. September statt und hat sich zu dem deutschen Filmfestival für Independent-Filme aus den USA entwickelt.

Die Ikone des unabhängigen Kinos Seymour Cassel ist inzwischen Stammgast des Festivals und auch in diesem Jahr stellt er mit "Staten Island" einen Film vor, in dem er mitspielt.

Eine Retrospektive ist dem brasilianischen Regisseur Bruno Barreto gewidmet und das Regieteam Scott McGehee und David Siegel stellen in einem Tribute-Programm ihre Filme vor.

Heute Abend wird das Filmfest Oldenburg feierlich im Staatstheater der Stadt mit "Wüstenblume" von Sherry Hormann eröffnet.

Informationen und Programm sind unter http://www.filmfest-oldenburg.de/ zu finden.

Schaap muss in der Filmhochschule neben dem Handwerk vor allem gelernt haben, was er nicht machen wollte: Er mochte immer das "Unterhaltungskino" und geht selbst nicht ins Kino, um dort "vierstündige Filme über das Elend der Welt zu sehen". Sein erster Spielfilm sollte zuerst nur ein lupenreines Splattermovie werden, in dem "ein paar Leute sich langweilen und sagen, wir bringen mal jemanden um". Dann kam er auf die schöne Idee, parallel dazu eine Liebesgeschichte einzubauen, um die Klischees und Konventionen der Genres gegeneinander auszuspielen. So trifft etwa das spätere Paar zum ersten Mal im wahrsten Sinne des Wortes durch einen Verkehrsunfall aufeinander, bei dem sie ihn umfährt und er sekundenlang durch die Luft wirbelt. "Ich hatte mir das ganz anders vorgestellt", sagt Schaap: "Sie sollte richtig über ihn rüberfahren." Aber das konnte Schaap sich dann nicht leisten, denn das geliehene Auto durfte keine Delle bekommen - das Unfallopfer durfte es also nie berühren. "Also haben wir den Stuntman an einem Kabel hochgezogen und aus den Aufnahmen so viel wie möglich gemacht."

Schaap wurde in Oldenburg geboren, wuchs dort auf und machte seine ersten Kurzfilme unter anderem beim offenen Kanal, bis er zum Zivildienst nach Berlin ging. So ist es auch eine kleine Rückkehr im Triumph, wenn nun die Deutschlandpremiere von "Must Love Death" beim Filmfest Oldenburg gefeiert wird. Aber der Film wurde auch schon auf einem Fantasyfestival in Montreal gezeigt und von anderen kanadischen Festivals nachgespielt. Daher kann Schaap einschätzen, dass der auf Englisch produzierte Film international und speziell auf DVD erfolgreich sein wird.

Er selbst wird aber nichts mehr daran verdienen: "Das wurmt mich schon, aber wir hatten so wenig Geld, dass wir alle Vertriebsrechte vorher verkauft haben, um dann mit diesem Geld fertigzudrehen." Beim ersten Film zahle eben jeder ein bisschen mit drauf - "aber vielleicht entsteht daraus ja das Angebot für die nächste Arbeit."

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