UNTERM STRICH

Es ist peinlich, Gesten, die einst als Provokation gedacht waren, einfach zu wiederholen. Die Sex Pistols, Siouxsie and the Banshees, Joy Division und wie sie alle hießen, sie alle provozierten mit Nazisymbolen das Establishment. Das war damals schon umstritten. Und weit mehr als nur peinlich findet das Simon Wiesenthal Center die abgeschmackte Wiederaufnahme der Provokation im Mainstream: Die sechs Mitglieder der japanischen Rockband Kishidan trugen bei einem TV-Interview in der Show „Megavector“ von MTV Japan Uniformen, die stark an jene der nationalsozialistischen SS erinnerten. Das Wiesenthal Center in Los Angeles äußerte sich darüber „geschockt und bestürzt“ und fordert nun vom Sender eine offizielle Entschuldigung. „Für so einen Skandal gibt es keine Rechtfertigung“, erklärte Rabbi Abraham Cooper, einer der Verantwortlichen des Centers, in seinem Protest gegenüber MTV-J, Sony Music Artists und dem Management der Band. „Als jemand, der Japan mehr als 30-mal besucht hat, bin ich mir darüber im Klaren, dass viele junge Japaner beklagenswerterweise wenig über die Verbrechen gegen die Menschlichkeit des imperialen Japan im besetzten Asien zur Zeit des Zweiten Weltkriegs wissen, ganz zu schweigen vom Völkermord Nazideutschlands an den Juden in Europa“, sagte Cooper. „Aber globale Einrichtungen wie MTV oder Sony Music sollten es besser wissen.“ Die Band, deren Mitglieder normalerweise Outfits im Stile von Schuluniformen tragen, kamen zu ihrem TV-Auftritt in dunklen Militäruniformen mit Symbolen, die an die Nazis erinnern, wie eiserne Kreuze, Totenköpfe oder Adler, allerdings ohne Hakenkreuze. Cooper betonte, dass Kleidung wie die Uniformen von Kishidan „in keinem zivilisierten Land außerhalb Japans geduldet werden“ würden.

Wegen „Widerstand gegen die Staatsgewalt“ musste er ins Gefängnis – die Erfahrung aus der Zeit hinter Gittern machte ihn berühmt: Mit dem Kabarettstück „Die große Häfenelegie“ schrieb Schauspieler, Kabarettist und Regisseur Herwig Seeböck in seinen vier Gefängnismonaten 1964 ein Stück österreichischer Kleinkunst-Geschichte. Mehr als 3.000 Mal hat er das Stück selbst gespielt. Nun ist der Wiener im Alter von 71 Jahren gestorben.