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Beginners USA 2010, R: Mike Mills, D: Ewan McGregor, Christopher Plummer

Autobiografischer kann ein Film kaum sein. Mike Mills ist ein ehemaliger Grafikkünstler, der lange von seiner dominanten Mutter gegängelt wurde. Nach ihrem Tod eröffnete ihm sein 75jähriger Vater, dass er eigentlich immer schwul gewesen sei und seitdem lebt er diese Seite seiner Sexualität kompromisslos aus. Diese Lebensgeschichte des Regisseurs ist deckungsgleich mit einer Nacherzählung seines Films, der ebenso unordentlich wirkt wie eben wirkliches Familienleben, aber dafür mit durchweg intelligenten und witzigen Protagonisten aufwarten kann. Und dass der Regisseur sich selber mit Ewan McGregor und seinen Vater mit Christopher Plummer besetzten durfte, ist ein Kick, dem man ihm von Herzen gönnt.■ Bibliothèque Pascal Ungarn 2010, R: Szabolcs Hajdu, D: Orsolya Török-Illyés, Andi Vasluianu In einem Luxusbordell spielen die Prostituierten berühmte Frauen der Weltliteratur wie Desdemona, Johanna von Orléans oder Lolita nach und werden von den Freiern besprungen, während sie die Originaltexte zitieren müssen. Die Heldin Mona wird aus Ungarn nach London in diesen Literatur-Puff entführt und findet langsam heraus, dass von den Frauen erwartet wird, das Schicksal der von ihnen verkörperten bis zum letzten Kapitel zu teilen. In dieser Groteske verliert sich der Regisseur manchmal in der Masse seiner surrealen Einfälle, doch langweilig wird es in diesem Film wohl niemandem werden. ■ Country Strong USA 2010, R: Gwyneth Paltrow, Tim McGraw Gwyneth Paltrow eifert hier Jeff Bridges nach. Der hatte in „Crazy Heart“ als abgehalfterter Countrysänger so überzeugt, dass der Oscar dafür im letzten Jahr eine Selbstverständlichkeit war. Nun gibt Paltrow eine ganz ähnliche Vorstellung in einem Film, der leider zu klischeehaft erzählt. Der amerikanische Kritiker Roger Ebert meinte als ironisches Kompliment, dies sei der beste Film des Jahres 1957. Aber die britische Schauspielerin kriegt nicht nur den Südstaatenakzent erstaunlich gut hin, sondern sie singt auch sehr professionell. ■ X-Men: Erste Entscheidung USA 2011, R: Matthew Vaughn, D: Jennifer Lawrence, Rose Byrne Nach einer Reihe von Fortsetzungen ist es in Hollywood zur Regel geworden, „Vorsetzungen“ zu drehen. Dies ist zumindest die sinngemäße Übersetzung der prequels, die den sequels folgen. Der fünfte Film über die Mutantengruppe X-Men, die sich mit ihren übernatürlichen Fähigkeiten meist der eigenen Haut wehren müssen (soweit sie eine haben, was alles andere als selbstverständlich ist) geht zurück zu deren Anfangstagen, in denen Magneto noch nicht der Todfeind von Professor Xavier war. Der Film spielt in der Zeit der Kuba-Krise und nutzt die historischen Vorkommnisse raffiniert, um so die alternative Geschichtsschreibung, die den Kern der Serie bildet, zu fundieren. An die fantastischen computergenerierten Spezialeffekte hat man sich ja gewöhnt, aber wenn hier ein ganzes U-Boot aus dem Wasser gehoben wird, ist das zumindest ein origineller Einfall.