ORTSTERMIN: DIE ERÖFFNUNG DER PLATIN-LOUNGE IM STADION DES HSV
: Ein Konzept namens Mälzer

„Ich komme aus Pinneberg, bin HSV-Fan und kann nun meinen Teil beitragen“

TIM MÄLZER, FERNSEH- UND HSV-KOCH

Wenn Tim Mälzer seine Jacke zuknöpft, spannt sie. Dreieinhalb Stunden vor dem Spiel gegen Hertha BSC Berlin: Die neue Platin Lounge des Hamburger SV in der Imtech-Arena wird vorgestellt. Für Leute, die wie wir nicht wirklich firm sind mit den feinen Unterschieden, müssen wir das erklären: Ein Platz in der Platin Lounge kostet 8.500 Euro für die 17 Heimspiele der Mannschaft mit der Raute, von der hier nicht viel zu sehen ist. Dafür kriegt man mindestens zwölf Mal Essen von Mälzer, einen Platz auf und einen Parkplatz vor der Haupttribüne.

Wie viel von den Einnahmen landet beim HSV? „Die Provisionssätze sind zwischen HSV und Sportfive ausgehandelt“, sagt Eike Gyllensvärd, 37, für die Vermarktung des HSV verantwortlich bei der Agentur Sportfive, die zwölf Vereine der Ersten und Zweiten Liga unter Vertrag hat. Der Vertrag läuft noch bis 2015. Über die Frage, ob und unter welchen Konditionen er verlängert wird, diskutiert Gyllensvärd nicht so gern.

Die Logen, die von der Lounge abgehen, mit direktem Blick aufs Spielfeld, haben nichts mit der Platin Lounge zu tun. Die Kapazität der Platin Lounge liegt bei 351 Plätzen, verkauft sind 320. „Dieser Bereich“, sagt Gyllensvärd, „wird immer ausgelastet sein.“ Man kann auch ein einzelnes Spiel buchen, meist machen das Anhänger der Auswärtsmannschaft, die nur diese Begegnung sehen wollen. Dafür hält Sportfive zehn Karten zurück.

Runde und eckige Tische, verschiedene farbige Polster, was sie verbindet sind die Nadelstreifen. Passend zu den blauen Anzügen, die von den Herren, die den HSV vermarkten, bevorzugt getragen werden.

Drei Stunden vor dem Spiel geht es hier zu wie auf dem Bahnhof. Nur ein bisschen feiner. Cateringfahrzeuge, Köche mit Platten, junge Männer und Frauen decken die Tische. Ältere, pingelige Herren kontrollieren, ob die verschiedenfarbigen Servietten richtig gefaltet sind, überall eine Wasserflasche steht. Ein Stockwerk tiefer werden junge Frauen in marineblauen Kostümen auf die verschiedenen Bereiche, auch die Platin Lounge, verteilt.

Es sieht hier nicht nach Fußball aus, aber es hat doch damit zu tun. „Am Ende der vergangenen Saison war die Kündigungsrate so hoch wie nie“, sagt Gyllensvärd. Sie lag bei 30 Prozent, da müssen sich einige Leute tüchtig geärgert haben. „Es war eine große Aufgabe für uns, Kunden zurückzugewinnen. Deshalb das neue Konzept“, erklärt Gyllensvärd.

Das Konzept heißt: Mälzer. Der genießt, so Gyllensvärd, in der Stadt „hohe Sympathie und Vertrauen“. Die Räume wurden nach Vorstellungen Mälzers verändert, der von sich sagt: „Ich komme aus Pinneberg, bin HSV-Fan und habe nun die Möglichkeit, meinen kleinen Teil zum großen Ganzen beizutragen.“

Gyllensvärd weiß, „dass sportlicher Erfolg das Wesentliche ist“. Da helfen kein Krustenbraten und keine Mälzer-Currywurst. Könnte sein, dass in dieser Saison das Essen gar nicht so gut sein kann, wie das Spiel des HSV schlecht ist. Zur Not bleibt man in der Lounge, kriegt was Warmes auf den Teller, und guckt keinen Fußball, sondern hinten raus – auf den Parkplatz. ROR