UNTERM STRICH

Das riecht nach „Schtonk“, der Filmgeschichte über den Fälscher der Hitlertagebücher, die der Stern 1983 gekauft hatte. Ganz Deutschland freute sich anschließend über diese Realsatire. Ähnlich klingt die Geschichte um den größten Kunstfälscherprozess der Nachkriegszeit, der am Donnerstag mit voraussichtlich milden Urteilen für die geständigen Fälscher zu Ende geht. Nur neun Verhandlungstage brauchte das Kölner Landgericht, ein „Deal“ zwischen Richter, Staatsanwälten und Verteidigern machte es möglich: Im Gegenzug für ihre Geständnisse bekommen die vier Angeklagten Strafrabatt. Zwischen zwei und sechs Jahren Haft wurden als Höchststrafen vereinbart. Der Fälscher Wolfgang Beltracchi (60) und seine Frau Helene (53), die seit mehr als einem Jahr in Untersuchungshaft sitzen, können ein wenig aufatmen.

Für das Gericht ist das Verfahren mit dem Urteil erledigt. Warum weltbekannte Auktionshäuser und renommierte Kunstexperten viele Jahre auf Beltracchi hereinfielen, wird nicht geklärt. Wolfgang Beltracchi zielte nach eigenen Worten mit seinen Fälschungen von Meistern der Avantgarde dorthin, „wo die Gier am größten ist“. Und er fand die Achillesferse des Marktes: die Experten. Eklatante Widersprüche zum Beispiel in der von Beltracchi erfundenen Herkunftslegende fielen den Fachleuten angeblich nicht auf. Drehbuchautoren scharren sicher schon mit den Hufen, um diese Geschichte zu vermarkten.

Das riecht nach Speck, mit dem man Mäuse fängt: Nur sind die Mäuse diesmal gläubige Christen, die für eine Wallfahrt in das Bistum Trier geworben werden. Derzeit schreibt ein einarmiger Roboter, den die Künstlergruppe „robotlab“ aus Karlsruhe als christliche Hilfskraft entwickelt hat, rund um die Uhr vor dem Trierer Dom die Bibel ab. Die Hälfte hat er fast geschafft. Pünktlich zum Start der Heilig-Rock-Wallfahrt am 13. April 2012 soll er fertig sein. Dann wird der Heilige Rock, das angebliche Gewand Jesu Christi, erstmals in diesem Jahrtausend gezeigt.