TAXI MIT DER PLO
: Frauen sind elastisch

Sei brav, sonst schicke ich meinen Vater

Ich halte am Oranienplatz ein schleichendes Taxi an und frage den etwas nervös wirkenden Fahrer nach einer Kurzstrecke zur Ohlauer Straße. „Das wird wohl“, sagt er. Zwei Uhr in der Nacht. Bei einem Restaurantbesuch in der Ming Dynastie hatte ich Schweineohren in Aspik gekostet und an Fischmagensuppe gerochen. Im Wesentlichen aber hatte ich mich an meine salzige „Duft-wurst mit Knoblauch-Lauch“ gehalten. Den starken Durst anschließend mit viel Gin Tonic gelöscht.

„Tschuldigung, ich telefoniere gerade mit meiner Freundin“, sagt der Fahrer und fährt los. „Nein, du schläfst jetzt zwei Stunden, dann bin ich da. Sei brav, sonst schicke ich meinen Vater, der macht dich kalt, der war PLO. Du weißt nicht, was PLO ist? Erkläre ich später.“

Den ersten Abzweig verpasst er schon, bemerkt den Fehler aber selbst, biegt über die Gegenspur ab, klappt das Handy zu und tönt: „Die Frauen können einen fertigmachen!“ Ich mache ihn darauf aufmerksam, dass er schon wieder falsch abbiegt, was er gekonnt über den Parkstreifen in der Mitte korrigiert. „Ich bin ziemlich betrunken“, entschuldigt er sich. Ich erkläre ihm lieber den Weg.

„Die Reichenberger einfach geradeaus“, sage ich und er mault, dass er doch eigentlich nur kurz was einkaufen wollte. Am Ziel sage ich Stopp! und will ihm vierfuffzig geben, reiche einen Zwanziger. Er beginnt zu jammern: „Hast du nicht klein?“ und ich sage: „Mach halt fünf!“, darauf er: „Ich hab kein Wechselgeld, ich wollte ja nur einkaufen.“

Also fährt er zu einem Kiosk am Ende der endlosen Reichenberger Straße und wechselt. Mit jovialem Lächeln reicht er mir 15 Euro und wartet, dass ich aussteige. Ich moniere dezent, dass wir ja nicht mehr am Ziel sind. „Ach! Wie zerstreut ich bin, die Frauen können einen fertigmachen!“ „Männer auch …“, murmel ich. Er entgegnet: „Frauen sind aber viel elastischer!“ ANTONIA HERRSCHER