IM MAUERPARK
: Gefahren überall

Als K. auf der Mauer stand, strahlte er

Der Sonntag war taufrisch, und im Mauerpark fabrizierte ein junger Mann Seifenblasen mit einer Art Seifenblasenpustemaschine. Schillernd schaukelten die Kugeln davon.

Ein Kind lief, im Windschatten den Vater, unter dessen mahnenden Rufen auf eine niedrige Mauer zu. Es war klar, der Knirps wollte oben auf den Steinen sitzen. Er versuchte, sich hochzuziehen. Unterdessen mahnte der Vater: „Sei bloß vorsichtig, K.! Pass auf, K., dass du nicht runterfällst! Pass auf, K., sonst tust du dir weh!“

Das Kind K. begriff, dass es so niemals oben ankommen würde. Also legte es den Oberkörper flach auf die Mauer, suchte Halt mit den Händen, fand ihn, und warf das rechte Bein in die Höhe. Das rechte Bein landete auf der Mauer. Der Knirps hangelte sich vorwärts unter der Achtung-Achtung-Beschallung seines Vaters.

Dessen Sätze klangen aufgrund der ständigen Wiederholung bald wie eine Schallplatte, bei der die Nadel an einem Kratzer hängen geblieben war. Weil er die Sicherheitslage als höchst prekär einstufte, hielt sich der Vater so über den Schützling gebeugt, dass er ihm mit einem Griff mühelos das Leben retten konnte.

Als K. zur Gänze auf der Mauer angelangt war, setzte er sich. Anschließend rückte er bis zur Mauermitte vor. Pfiffig, denn er wollte aufstehen. Auch das ging prima, während der Vater verbissen die potenziellen Gefahren durchnahm. Als K. schließlich aufrecht und sehr stabil auf der flachen, breiten Mauer stand, strahlte sein Gesicht unter dem Sturzhelm, den er trug.

Ein Hund kam näher, einer von der Sorte groß und konstant freundlich. Neugierig betrachtete K. das Tier. Während der Vater nun Warnungen vor dem Hunde aussprach, meldete sich auch die mitgeführte Mutter zu Wort: „K., nun komm doch endlich weiter zum Spielplatz. Da kannst du schön spielen. Da kannst du Hund spielen.“ GUNDA SCHWANTJE