Tootsie gegen Hitler

TRAVESTIE In „Rubbeldiekatz“ hat Detlev Buck wieder einmal den Komödienstoff vom Schauspieler, der nur als Frau verkleidet Erfolg hat, ausgegraben - dabei fehlen weder die üblichen Travestie-Witze, noch der Klassiker des Genres, „Charlies Tante“

VON WILFRIED HIPPEN

Alexander ist ein erfolgloser Schauspieler, aber als Alexandra bekommt er eine Hauptrolle in einer Hollywood-Produktion. Zum Glück liegt der Erfolg von „Tootsie“ schon so lange zurück, dass man diese Geschichte ruhig wieder einmal erzählen kann. Und Matthias Schweighöfer verwandelt sich für den Film so glaubwürdig in eine Frau, dass sich die üblichen Travestie-Witz (wie etwa eine herausgerutschte Brusteinlage, die auf dem Toilettenboden herum flutscht) in Grenzen halten.

Stattdessen läuft Detlev Buck zur Hochform auf, wenn er die Filmbranche und dabei im Speziellen die gängigen Hollywoodproduktionen von „Nazifilmen“ in Babelsberg durch den Kakao ziehen kann. Hier hat sein Film auch satirischen Biss, wenn er etwa einen amerikanischen Regisseur als Tarantino-Verschnitt die Naziherrschaft als eine andere Art von Travestie inszenieren lässt. Dabei hat Max Giermann als ein Hitler spielender Schauspieler ganz ähnliche Problem wie der Protagonist, denn nach drei Filmen als großer Führer kann er nach Drehschluss die Manierismen der Rolle nicht mehr ablegen und so marschiert er als ein Art von wandelndem running gag durch den Film.

Andere Figuren in diesem gespielten Filmteam wie die ständig unter Volldampf stehende Regieassistentin oder der gutherzige Kostümbildner (Milan Peschel in einer nach „Halt auf freier Strecke“ gänzlich andern Rolle) sind offensichtlich als Liebeserklärungen von Buck an seine eigenen Mitarbeiter angelegt und beim „Making Of“ dürfte es einige schöne Sequenzen geben, wenn die reale Regieassistentin der gespielten auf die Sprünge hilft oder der Kostümbildner vom Kostümbildner eingekleidet wird.

Als einer der Brüder von Alexander, die ihn wie ein verschworener Bund von Freunden begleiten (nicht umsonst werden die drei Musketiere erwähnt) und dabei alles nur noch schlimmer (sprich komischer) machen, beweist Detlev Buck wieder einmal, dass er selber immer noch der beste Darsteller in einem Buck-Film ist. Alexandra Maria Lara gibt angenehm uneitel die luxusverwöhnten Filmdiva, in die Alexander sich natürlich verliebt, während diese ihn für ihre neue beste Freundin hält. Dabei rattern die Mechanismen der Verwechslungskomödie dann doch schon ziemlich rostig, aber sie und Schweighöfer haben auch einige ruhige, emotionale Szenen wie etwa jene in einer Kneipe auf St-Pauli, bei der sich beide besaufen. Dabei erkennt ein alter Travestiekünstler als einziger den Alexander unter der Alexandra und macht dies mit einem langen, liebevollen Blick deutlich.

Solche subtilen Szenen kann Buck genauso stimmig inszenieren wie den zotigen Humor eines gebrauchten Kondoms unter der Schuhsohle. „Rubbeldiekatz“ ist eine glänzend geschriebene und gespielte Komödie mit guten Pointen (über das Kondom lässt sich streiten) auf ganz verschiedenen Ebenen. Selbst für das obligatorische romantische Ende findet er einen originellen Dreh, wenn er Alexander ausgerechnet „Charlies Tante“ spielen lässt.