Driving Monsieur Daisy

BUDDIES-2 Bei der in Frankreich extrem erfolgreichen Komödie „Ziemlich beste Freunde“ von Eric Toledano und Olivier Nakache schließt ein gelähmter Bourgeois Freundschaft mit seinem schwarzen Pfleger

VON WILFRIED HIPPEN

Ärgern oder lachen! Das sind die Alternativen bei dieser Komödie, die in Frankreich einer der großen Kassenerfolge des letzten Jahres war. Der Kritiker des US-amerikanischen Branchenblattes Variety hat sich extrem über den Film geärgert, dem er vorwirft, „die Art von Onkel-Tom-Rassismus, von der man hofft, dass sie für immer von amerikanischen Leinwänden verschwunden ist“ zu präsentieren. Nun ist ja nicht erst seit der Affäre um Dominque Strauss-Kahn deutlich geworden, dass US-amerikanische und französische Sensibilitäten manchmal extrem divergieren, aber man kann den Regisseuren Eric Toledano und Olivier Nakache ganz gewiss nicht vorwerfen, einen politisch korrekten Film gemacht zu haben.

Aber genau darin liegt sein Reiz. Er spielt mit den Unterschieden zwischen weiß und schwarz, Bourgeoise und Prekariat, dem Lahmen und dem Muskelmann. Der Film beginnt mit einer furiosen Autofahrt (die wie ein ausgestreckter Mittelfinger in Richtung „Driving Miss Daisy“ wirkt), bei der sich der Fahrer Driss eines luxuriösen Sportwagens eine Verfolgungsjagd mit der Polizei leistet. Leisten kann sich dies besser gesagt sein Mitfahrer Francois, und die beiden vergnügen sich prächtig. Um so mehr, wenn sie schließlich von Polizisten gestellt werden, und dem schwarzhäutigen Fahrer großer Ärger drohen würde, wenn er und sein Mitfahrer nicht noch eine unschlagbare Trumpfkarte im Ärmel hätten. Francois ist querschnittsgelähmt und Driss ist sein Fahrer, natürlich müssen beide so schnell wie möglich ins Krankenhaus und so werden sie schließlich von der Polizei dorthin eskortiert. Ein Lausbubenstreich, über den die beiden Männer sich wie kleine Jungen freuen können – ein furioser und komisch inszenierter Auftakt, auf den dann eine lange Rückblende folgt, in der erzählt wird, wie diese so unterschiedlichen Männer zu Freunden werden konnten.

Philippe ist extrem reich und seit einem Unfall gelähmt. Er braucht einen ganztägigen Pfleger, und verschleißt eine ganze Menge davon, denn er ist launisch, selbstzerstörerisch und sarkastisch. Bei einem Vorstellungsgespräch fällt ihm Driss auf, der nur gekommen ist, weil er sich für das Arbeitsamt offiziell um einen Job bemühen muss. Dass er als einziger Bewerber nicht schleimt, imponiert Philippe, und so bekommt Driss von ihm ein Angebot, dass er nicht ablehnen kann. In den witzigsten Szenen des Films wird einfach nur gezeigt, wie Driss diesen für ihn demütigenden, aber extrem gut bezahlten Job erlernt und wie Philippe dabei dessen Widerstand geniest. Toledano und Nakache haben ein gutes Gespür für Situationskomik, aber von der Regie oder dem Buch her ist diese alles andere als eine besonders gute Komödie.

Der Film funktioniert so gut durch die beiden Hauptdarsteller. Francois Cluzet und Omar Sy sind eines der schönsten Kinopaare der Saison. Sie spielen die beiden Freunde so charmant und lebendig, dass bei dem reinen Vergnügen über sie jede Kritik verblasst. So etwa auch jene, dass hier zwar die wahre Geschichte von einem Gelähmten und seinem Pfleger erzählt wird, allerdings mit einem kleinen, entscheidenden Unterschied. Der reale Driss ist arabischer und nicht schwarzafrikanischer Herkunft wie im Film. Das hätte sich dann aber wohl nicht so witzig erzählen lassen.