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Meek‘ s Cutoff USA 2010, R: Kelly Richards, D: Michelle Williams, Bruce Greenwood

Manchmal sind sie nur Flecken in der Landschaft. Kelly Richards komponiert ihre Einstellungen so, dass die Menschen in ihnen sie nie beherrschen. Deshalb gibt es wenig Nahaufnahmen und der Bildmittelpunkt ist oft eine Leerstelle. Und die Landschaft rahmt sie nicht ein - die Menschen wirken statt dessen eher wie in sie hineingeworfen.

Drei Familien haben sich mit ihren Planwagen auf dem langen Zug nach Oregon vom Hauptweg abgesondert, weil ihr Führer Meek angeblich eine Abkürzung kannte. Inzwischen ist längst klar, dass er sie in die Irre leitete, die Frage ist nur, ob mit böser Absicht oder aus Inkompetenz. Die Männer des Trecks diskutieren in der Dunkelheit der Nacht, ob man Meek hängen soll, doch ohne ihn wäre man gänzlich verloren. Gefilmt wird diese Szene aus der Perspektive der Frauen, die am Rand des Camps zu warten haben, und zu denen nur einzelne Worte der Debatte hinüber wehen. Auch hier herrscht der periphere Blickpunkt vor. Nicht das Handeln und die Handlung stehen im Mittelpunkt, sondern das Ausgesetztsein dieses kleinen Häufleins von Menschen. In der Mitte des 19. Jahrhunderts ziehen sie wie Tausende andere nach Westen. Noch leben „in ganz Oregon nur 250 Menschen“, und angesichts der riesigen, unwirtlichen Landschaft sind die Siedler nahezu machtlos. Nicht Indianer, sondern Unfälle, Krankheit und den Durst fürchten sie, denn sie laufen durch eine riesige Einöde.

Selten ist so radikal wie hier der Mythos des Western demontiert worden. Die Männer sind hier keine Eroberer sondern hilflos der monströs leeren Landschaft gegenüber. Auch die Konflikte und gefährlichen Situationen, von denen erzählt wird, werden nicht als große Dramen sondern angesichts der viel größeren existentiellen Bedrohung eher beiläufig inszeniert. So wird ein Indianer gefangen genommen, und während die Männer ihn gleich töten wollen, argumentieren die Frauen dafür, dass er als Ortskundiger ihre einzige Chance ist, den richtigen Weg wiederzufinden. Wenn der Film so etwas wie eine heldenhafte Figur hat, dann ist dies die Siedlerin Emily, die die Männer von ihrem Plan überzeugt und zumindest in Ansätzen mit dem Indianer zu kommunizieren beginnt. Doch dieser bleibt auch im Film der völlig Fremde, dessen Worte, Gesten und Rituale unerklärlich bleiben, aber auch nichts mit den Klischees des Western zu tun haben. Sie wird von Michelle Williams gespielt, die mit Kelly Richards schon in Wendy and Lucy“ eine verlorene Reisenden spielte. Gerade ist die junge Schauspielerin für ihre Rolle als Marilyn Monroe in dem Spielfilm „My Week with Marilyn“ für den Oscar nominiert worden. Einen größeren Kontrast zu ihrer Siedlerin, deren Gesicht meist unter dem Schatten ihres Bonnett verborgen bleibt, ist kaum denkbar.

„Meek‘s Cutoff“ läuft in der Originalfassung mit Untertiteln Sa & So um 20.00 sowie Mo & Mi um 20.30 im City 46