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White Heat USA 1949, R: Raoul Walsh, D: James Cagney, Virginia Mayo

Als „White Heat“ 1949 herauskam, war das Gangster-Genre zwar erst gut 20 Jahren alt, es hatte aber schon mehrere Zyklen durchlaufen und dabei neben ersten Meisterwerken wie Josef von Sternbergs „Underworld“ oder „Scarface“ von Howard Hawks auch schon Parodien wie „Brother Orchid“ von Lloyd Bacon hervorgebracht. Robert Warshow hatte das Genre gleichsam geadelt, indem er in seinem berühmten Essay „The Gangster als Tragic Hero“ diesen als den tragischen Helden der egalitären Massengesellschaft beschrieb, der stellvertretend für den Zuschauer sein individuelles Erfolgsstreben mit dem Tod bezahlen muss.

Neben Edward G. Robinson und Paul Muni war es vor allem James Cagney, der jenen einzelnen verkörperte, der mit Gewalt sein Glück machen will und dabei eigentlich nur das ‚keep movin‘ des amerikanischen Traums wörtlich nimmt. „Do it first, do it yourself, and never stop doing it“, war das Motto der von Cagney mit seiner unvergleichlichen Energie gespielten Gangster, von Tom Powers in „The Public Enemy“ von 1931, der seiner Freundin schon mal eine Grapefruit ins Gesicht drückt, bis zu Rocky Sullivan in „Angels with Dirty Faces“ und Eddie Bartlett in „The Roaring Twenties“ von Raoul Walsh. In diesen Filmen aus den späten 30er Jahre mussten Cagneys Gangster - nachdem er ein paar Jahre zuvor „G-Men“ sogar schon einmal auf die Seite des Gesetzes gewechselt war - ihre Taten am Ende schon der Zensur wegen mehr oder weniger bereuen.

Zehn Jahre später war die Zeit dann endgültig reif für eine gründliche Revision des Genres. In „White Heat“ ist Cagneys Cody Jarrett nicht mehr von äußeren Umständen getrieben, sondern von Kräften in seinem Inneren. Als Kind hat er Kopfschmerzen vorgetäuscht, damit seine Mutter ihn auf den Arm nimmt. Nun hat wirklich welche, wenn auch „nur“ in Schüben. Als er im Gefängnis vom Tod seiner Mutter erfährt, braucht es vier Wärter, um der buchstäblich aus ihm hervorbrechenden Gewalt Herr zu werden. Von da an ist Cody eine tickende Zeitbombe, vor der weder seine Kumpane, noch seine Frau sicher sein können. Und schließlich auch nicht mehr sein alter Gefängnisgenosse, ein Polizeispitzel, der sich Codys Vertrauen erwarb, als er ihm während seiner Kopfschmerzattacken den Nacken massierte wie es früher seine Mutter getan hatte.

Walshs Inszenierung enthält zwar immer noch viele Elemente des dynamischen Warners-Stils der 30er Jahre, ist hier nun aber sehr viel dunkler und fragmentierter gestaltet. Es war schließlich die Zeit des Film noir. Bis heute unübertroffen ist die Schlussszene, wenn Cagney, von der Polizei umzingelt, auf einen großen Gasbehälter steigt und ausruft: „Made it Ma! Top of the World!“ Eckhard Haschen

„White Heat“ läuft in der Originalfassung ohne Untertitel Sa 21.15, Mo 17.00 & Di 19.30 im Metropolis, Hamburg