Alternative Bewegungskunst

INDIEROCK Klangwände, kleine Wahrheiten und mehr Mut zur Eingängigkeit: Die Hamburger Gruppe Sport biedert sich auf ihrem vierten Album „Aus der Asche, aus dem Staub“ erfreulicherweise nirgendwo an

Das emsige Geschäft um Höchstleistungen und das Übertreffen der anderen ist ihnen erfreulicherweise ganz offensichtlich vollkommen egal: Für Sport interessieren sich die nach der planmäßigen und zumeist in Wettkämpfen gemessenen Körperschulung benannten Hamburger Indierocker vor allem, um vor dessen Konsequenzen zu warnen und die einzig wahre Alternative aufzuzeigen: „Die Stadt war voll von Nationalmannschafts-Trainingsanzügen. Es war die Hölle, mit dem Bus zu fahr’n. An solchen Tagen ist es trotz allem gut, einen Ort zu haben an dem der Rock’n’Roll niemals sterben wird.“

Genau dort betreiben Kante-Gitarrist Felix Müller, Christian Smukal, Martin Boeters und der neu hinzugestoßene Gitarrist Jan-Eike Michealis folgerichtig auch auf ihrem im Januar erschienenen vierten Album „Aus der Asche, aus dem Staub“ lieber die ebenso schweißtreibende gitarrenlastige Bewegungskunst à la Dinosaur Jr, Pavement oder Chavez, heben musikalische statt physikalische Naturgesetze aus den Angeln und verdichten Musik nach den Gesetzen einer „Physik der Emotionen“.

Herausgekommen ist ein weiteres Mal eine jener seltenen Platten, die es nicht nötig haben, sich irgendwo anzubiedern: zwischen den 90ern treu ergebenen Klangwänden und auf vertrackten Gitarrenteppichen werden hier kurz, präzise, ohne jegliche aufgesetzte Geste und plötzlich mit jeder Menge Mut zur Eingängigkeit all die kleinen und großen Wahrheiten der alltäglichen Lebensbewältigung besungen: ganz ohne lyrische Verrenkungen, unnötige Umwege oder bedeutungsschwangeren Pathos.

MATT

■ Osnabrück: Sa, 3. 3., Glanz & Gloria; Hamburg: Do, 22. 3., Molotow; Hannover: Mo, 26. 3., Bei Chez Heinz; Bremen: 30. 3., Treue