Wenn Mama ihrer Tochter simst

NOCH MAL Mit „LOL“ hat Lisa Azuelos nach vier Jahren ein amerikanisches Remake ihres Erfolgsfilms über die Schwierigkeiten einer Mutter mit ihrer Tochter gedreht. Doch Demi Moore ist leider nicht Sophie Marceau und Miley Cyrus schmollt oft

VON WILFRIED HIPPEN

„LOL“ ist eines der inzwischen allgegenwärtigen Kürzel in SMS-Nachrichten, Chatrooms und sozialen Netzwerken. Schon vor vier Jahren war es global so verbreitet, dass es als Titel für eine französische Komödie funktionierte. Für die vielen dortigen Sprachpuristen wird dies ein Beleg für den Niedergang gallischer Sprachkultur gewesen sein, aber offensichtlich ist die englische Abkürzung für „laughing out loud“, also „lauthals lachen“ unter französischen Jugendlichen ebenso gängig wie unter ihren deutschen Gleichaltrigen. Und so kommt es nun zu dem seltenen Fall, dass das amerikanische Remake eines nicht-englischsprachigen Films den gleichen Titel behält. 2008 drehte die französische Filmemacherin Lisa Azuelos eine Teenagerkomödie, in deren Mittelpunkt das komplizierte Verhältnis einer Mutter zu ihrer modernen Tochter stand. Der Witz dabei war, dass eine analog sozialisierte Frau sich mit ihrem in einer digitalen Welt lebenden Kind auseinandersetzten musste, deren soziale Kontakte zum großen Teil über Handy, Internet und SMS vonstatten gehen. Im „old europe“ von 2008 war dies noch ein spannendes Thema, und man konnte über die Ahnungslosigkeit der Mutter lachen, ohne dass diese zu altmodisch und lächerlich wirkte. In den USA von 2012 sind aber die Vierzigjährigen inzwischen ebenso gut vernetzt wie ihre Kinder und so rennt das Remake mit seinem auch stilistischen Fokus auf die schöne neue Kommunikationswelt (E-Mails, Textkurznachrichten und Skype-Aufnahmen werden ständig in der guten alten splitscreen-Technik in den Film einmontiert) offene Türen ein.

Die Geschichte über die Nöte der 16-jährigen Lola, die zu Beginn des neuen Schuljahres erfährt, dass ihr Freund mit einer anderen geschlafen hat und ihre Mutter, die deren Tagebuch liest und darüber entsetzt ist, welche Erfahrungen ihre „kleine“ Tochter schon mit Jungs und Drogen gemacht hat, wurde bei der amerikanischen Fassung eher kopiert als neu interpretiert. Doch während die Regisseurin beim Original Mut zum Pickel hatte und die Teenager eher natürlich als glamourös wirkten, ist jedes Gesicht in der zweiten Fassung so makellos, wie dies in US-Studioproduktionen üblich ist. Dies hat sicher auch damit zu tun, dass Lisa Azuelos im Original von ihrem Milieu und ihren Erfahrungen erzählten konnte, während sie zwangsläufig als Fremde von den amerikanischen Zuständen erzählen musste, dabei lieber auf sicher ging und sich an die gängigen Bilder hielt.

Doch das Hauptproblem des Remakes ist wie so oft die Besetzung. Lisa Azuelos ließ sich ursprünglich durch die französische Teenagerkomödie „La Boum“ von 1980 inspirieren und die schönste Pointe ihres Films bestand darin, dass Sophie Morceau, die damals die auf Partys versessene Tochter spielte, jetzt als die besorgte Mutter zu sehen ist. Ihre Tochter spielte Christa Theret, eine noch weithin unbekannte junge Schauspielerin. „LOL“ von 2012 ist dagegen ein Starvehikel für Demi Moore, die nicht zu den mütterlichsten Schauspielerinnen ihrer Generation zählt, und den Teenager-Star Miley Cyrus, die durch die TV-Serie „Hannah Montana“ berühmt wurde und nun versucht, zum Film zu wechseln. Beide spielen nebeneinander her und wirken in keinem Moment auch nur halbwegs glaubwürdig wie Mutter und Tochter. „LOL“ ist LOL.