US-Superbowl-Finale: Das Land schaut auf einen Fuß

Tom Brady, Quarterback der New England Patriots, wird vor dem Superbowl-Finale auf Schritt und Tritt beobachtet.

Der Hemdkragen sitzt, aber hat Bradys rechter Fuß den richtigen Auftritt. Bild: ap

Obama oder Clinton? Der Krieg im Irak? Immobilienkrise und Rezession? Amerika sollte eigentlich mit weltpolitischen Wichtigkeiten befasst sein, doch was das Land in diesen Tage wirklich umtreibt und bewegt, das ist ein Fuß. Und zwar der von Tom Brady. Seit der Quarterback der New England Patriots im Greenwich Village gesichtet wurde mit einer Schiene am rechten Bein, stehen Spekulationen, Ferndiagnosen und Gesundbeterei noch höher im Kurs als gewöhnlich schon.

Alle Paparazzi, die gerade nicht mit Britney Spears beschäftigt sind, scheinen momentan hinter dem 30-jährigen Brady her zu sein. Kein Wunder, ist er doch das Aushängeschild der in dieser Saison immer noch ungeschlagenen Patriots, die kommenden Sonntag im Superbowl auf die New York Giants treffen, und wurde kürzlich zum herausragenden Spieler dieser NFL-Saison gewählt. Zusätzlich ist er auch noch ein gutaussehender Junggeselle, wirbt für Parfum und ist liiert mit dem brasilianischen Supermodel Gisele Bündchen. YouTube sei Dank kann man nun sehen, wie Brady seiner Angebeteten Blumen und Schokolade bringt - und vor allem, wie er dabei den rechten Fuß nachzieht.

Groteske Formen nimmt der Umgang der Medien mit der vermeintlichen Verletzung an. Die Meldung, dass Brady Ende letzter Woche nicht zum Mannschaftstraining erschien, schaffte es auf Seite eins der meisten Zeitungen, die mangels tatsächlicher Nachrichten berichteten, welche Energieriegel Brady in seinem Spind lagert. Bei CNN spekulierte man, inwiefern Bündchen zur Genesung des Quarterbacks beitragen könne, die New York Post vermeldete, das Paar habe sich das Abendessen von einem mexikanischen Restaurant nach Hause kommen lassen, und die altehrwürdige New York Times nahm die Gesamtsituation zum Anlass, das Sexsymbol-Potenzial von Brady zu diskutieren im Vergleich zu seinem Kontrahenten Eli Manning von den Giants. Praktisch findet das sein Teamkollege Mike Vrabel: "Man muss Tom nicht einmal mehr anrufen, um rauszukriegen, wo er gerade ist. Man macht einfach den Fernseher an."

Kaum waren die Patriots in Phoenix gelandet, wo der 42. Superbowl ausgetragen wird, musste eine Pressekonferenz einberufen werden, um den Zustand des berüchtigten rechten Fußes zu besprechen. Zuerst registrierte die Presse aufmerksam, dass Brady das Podium, das übrigens über zwei Stufen zu erreichen war, "mit nur dem allerleichtesten Hinken" erklimmen konnte. Dann gab der Spieler, wie gewohnt sanft lächelnd, Entwarnung: "Auf dem Platz wird das keine großen Auswirkungen haben, ich bin ja eh nicht der Allerschnellste." Beim anschließenden Training, dem ersten seit dem Halbfinale, registrierte die Presse jeden einzelnen Schritt und resümierte dann, die Fortbewegungsweise des Quarterbacks habe "den Anschein eines leichten Humpelns erweckt", aber immerhin sei Brady "zweimal über den ganzen Platz gejoggt".

Gute Nachrichten also, dass die Patriots diese Saison tatsächlich ungeschlagen mit einem Superbowl-Sieg beenden werden, eine Kunststück, das bislang nur den Miami Dolphins 1972 gelang. Brady will auf jeden Fall spielen, Gisele Bündchen hat dank ihrem Freund ausreichend Süßigkeiten zum Knabbern gelagert für den langen Endspielabend, und New England ist bei den Buchmachern klarer Favorit. "Wir haben darüber zuletzt oft gesprochen", sagt Brady über sein Team, "Sieg oder Niederlage, an dieses Spiel werden wir uns den Rest unseres Lebens erinnern." Alle anderen aber womöglich nur an die Geschichte von Tom Brady und seiner Fußschiene.

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