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: Mit Löwe und Champagnerflöte

Taugt der exzentrische Boxer Battling Siki als Vorbild für den Hoffenheimer Stürmer Demba Ba?

Während ich noch versuche, mir die richtigen Blaunuance einzubläuen, um bei schnellen Blicken in Konferenzschaltungsübertragungskneipen sofort und von weitem zu erkennen, wer da gerade die vielen Tore schießt, überraschen einen diese Hoffenheimer in einer Tour. Erst marschiert die Mannschaft aus dem 3.300-Seelchen-Käffchen mir nichts, dir nichts an die Ligenspitzen. Und dann fällt es mir wie Schuppen aus den Haaren, dass Stürmer Demba Ba, der quasi die ganze Zeit auf Vollfeuer eingestellt ist und am siebten Spieltag zwei schicke Tore gegen Frankfurt schmetterte, ja sonst für die senegalesische Nationalmannschaft trifft.

Daher weht nämlich der Wind! Aus dem Senegal stammen schließlich eine Menge erwähnenswerter Wundersportler: Souleyman Sané, der genau wie Ba in Frankreich als Sohn senegalesischer Einwanderer geboren wurde, jetzt die Nationalmannschaft von Sansibar trainiert, während seiner Zeit als SG Wattenscheid-Spieler (nicht nur) beim DFB-Pokalspiel gegen den HSV Anfang der 90er mit Bananenwürfen und den Rufen „Neger raus!“ gepiesackt wurde und nach dem Sieg seiner Mannschaft trocken mit „Nix Neger raus. HSV ist raus!“ konterte. El Hadji Diouf, der beim FC Sunderland spielt und von seinen Fans eine Weile liebevoll-neckisch „Serial Killer“ gerufen wurde, weil er so viele Tore hintereinander reinbrettern konnte. Außerdem stammt der erste afrikanische Boxweltmeister im Halbschwergewicht Battling Siki aus der senegalesischen Hafenstadt Saint-Louis, und über den gehört ja ohnehin mindestens ein Hollywood-Filmdrama produziert.

Wobei man die Gewichtung entweder auf die politische Bedeutung Sikis richten könnte, der stets mit weißen Frauen verheiratet war, der seinen ersten Titel dadurch errang, dass er im Jahre 1922 wütend gegen den in alter Boxmanier bereits vorher als Sieger ausklamüserten damaligen Weltmeister Georges Carpentier zurückkloppte, anstatt liegen zu bleiben, und der sich gegen schwer rassistische Äußerungen seines Managers, er sei ein boxender Gorilla im Anzug und habe einen Dschungelstil, sauer zur Wehr setzte („Ich war noch nie in meinem Leben im Dschungel!“).

Oder man untersucht Sikis Lifestyle: Angeblich promenierte der formidable, wenn auch etwas irre Faustkämpfer gern durch die Straßen von Paris mit einem zahmen Löwen an der Leine an der einen und einer nie versiegenden Champagnerflöte in der anderen Hand. Gestorben ist er natürlich blutjung und mit zwei Einschusslöchern, die eine 32er ihm im Rücken hinterlassen hat – wie es sich für diese eigenwillige Art von Sporthelden gehört. Vielleicht ist er doch nicht das allerbeste Vorbild für Demba, wenn ich’s mir recht überlege.

JENNI ZYLKA