claudio pizarro
: Der Lässige

Mit seinem Mittelscheitel, seinem Teint, den Bartstoppeln und den Grübchen sieht der Peruaner Claudio Pizarro, der auch die italienische Staatsbürgerschaft hat, wie der Grund aus, weshalb Frauen zum Italiener gehen. Uli Hoeneß, der fast genauso aussieht, nannte ihn einen „Schlawiner“. Am Samstag beim Spiel des SV Werder Bremen gegen Eintracht Frankfurt, schoss Pizarro drei der fünf Bremer Tore. Er deutete nach jedem dieser Tore in den Himmel: „Gott sei Dank.“

Nach dem 2:2 im Champions League Spiel gegen die Zyprioten von Anorthosis Famagusta, bei dem Pizarro nicht gut war, meldeten sich die kritischen Stimmen wieder, die schon bei der Vorstellung Pizarros im September 2008 laut geworden waren. Pizarro war 1999 als völlig unbekannter Spieler von Alianza Lima für zwei Jahre zum SV Werder gewechselt (29 Tore in 54 Spielen), von 2001 bis 2007 beim FC Bayern München (71 Tore in 174 Spielen), dann zum FC Chelsea und dort auf die Ersatzbank gewandert, von wo ihn Werder für 1,5 Millionen Euro auslieh. Marco Bode, einst Mitspieler Pizarros, sagt von ihm, er sei vielleicht „der beste Fußballer, mit dem ich je gespielt habe“. Schon im Jahr 2000 sei er ein „leidenschaftlicher, hocheffektiver, abgezockter Profi“ gewesen, heute, acht Jahre, drei Meistertitel und drei DFB-Pokale später, sei er „reifer, fehlerloser und selbstbewusster“.

Felix Magath, bei Bayern einer seiner Trainer, warf ihm einst vor, aus seinem Talent nicht genug zu machen. In Deutschland ist es ja so, dass einem Spieler, der dem Leben zugeneigt ist, Schlamperei nachgesagt wird. Dass die Leichtigkeit, mit der Pizarro den Ball behandelt, etwas mit der Leichtigkeit zu tun hat, mit der er zu leben versucht, will man hier nicht wissen. Im Februar 2001 nahm er einen 40-Meter-Fehlpass von Mladen Krstajic direkt und hob ihn über den aus dem Tor stürzenden Oliver Reck. Die Traute hat man nur, wenn man auch sonst mal was riskiert. Perus Nationaltrainer hat ihn wegen angeblicher Orgien suspendiert. Pizarro wehrt sich juristisch vor dem internationalen Sportgerichtshof CAS gegen diese Vorwürfe. Auf dem Rasen warb er mit drei Toren für sich.ROGER REPPLINGER