kabinenpredigt
: Union in der Rassismusfalle

Was wurde eigentlich gerufen? Wer hört was und wer hat Recht und was bleibt von einem Sonntag, an dem in Berlin Fußball gespielt wurde? In der vergangenen Woche war viel über das traditionelle Berliner Hallenturnier der Oberliga- und Regionalligisten zu lesen. Es wurde am 11. Januar in der Charlottenburger Sporthalle ausgetragen. Für die meisten Berliner Zeitungen schien es so uninteressant, dass kaum ein Sportjournalist in die Halle geschickt wurde. Von der taz übrigens auch nicht. Ein Fehler, wie sich herausstellte.

Dass das Turnier dennoch seinen Weg in die Schlagzeilen fand, hat seine besonderen Gründe, die mit Fußball allerdings nur wenig zu tun haben. Beim Spiel von Tennis Borussia Berlin (TeBe) gegen die Reserve des Drittligisten Union Berlin sollen Union-Fans antisemitische, homophobe und rassistische Gesänge in Richtung TeBe-Fans skandiert haben: „Alle Juden sind Schweine“ – „Schwule sind Schweine“ – „Asylanten“. Nach dem Schlusspfiff schließlich sollen die Union-Anhänger das Hallenparkett gestürmt haben.

Das jedenfalls behauptet eine Gruppe von TeBe-Fans und machte diese Vorwürfe eiligst öffentlich. Was folgte, war eine fast serielle Abfolge von Pressemitteilungen. Zunächst wies Union die Anschuldigungen zurück. Es läge eine „klassische Verwechslung“ vor, so drückte sich Union-Sprecher Christian Arbeit etwas ungelenk aus. „Alle Bullen sind Schweine“, wurde gerufen, so der Vereinssprecher – und nichts anderes. Richtig sei das sicher auch nicht, fügt er noch an. TeBe zitierte darauf den Hallensprecher, der die Union-Fans mehrmals aufgefordert habe, die rassistischen Gesänge einzustellen. Union wiederum bequemte die von ihren Fans kurz zuvor noch als Bullen und Schweine titulierten Polizisten, die vor Ort waren. Die Ordnungshüter hätten rassistische Äußerungen nicht gehört.

Was aber passiert, wenn Union recht hat? Dann steckt der Verein trotzdem in der Rassismusfalle! Es bleibt ein kräftiger Imageschaden. Union-Sponsoren werden sich ihre Gedanken machen, ob sie diesen Klub weiter unterstützen wollen. Was aber, wenn die Fans von Tennis Borussia im Recht sind? Warum greift der Berliner Fußball-Verband dann nicht endlich ein und sanktioniert Union ganz kräftig für das Verhalten seiner Ultra-Fangruppe? TORSTEN HASELBAUER