kabinenpredigt
: Der eiskalte Krieg

Früher verband man das Wort Eiszeit mit dem Kalten Krieg. Heute denkt man da eher an Eishockey. Wobei man beim Eishockey derzeit auch wieder an den Kalten Krieg denken muss.

Es ist nämlich so: Die einen im Westen wollen den europäischen Absatzmarkt erobern, um der weltbesten Liga, der nordamerikanischen National Hockey League (NHL), wieder Wachstumsraten zu bescheren. Die anderen im Osten möchten sich gen Okzident ausdehnen. Mit der neu geschaffenen Kontinentalen Hockey Liga (KHL) beabsichtigen sie, die globale Führungsrolle zu übernehmen.

Im Wettstreit der Großmächte geht es wieder einmal um Berlin. Die Russen planen, die Eisbären Berlin, den besten deutschen Eishockeyclub, in ihren Spielbetrieb einzugliedern. Im Frühjahr werde man eine Vereinbarung treffen, sagte vergangene Woche Wladimir Schalujew, der Geschäftsführer der KHL. Das Dementi der Eisbären folgte allerdings sofort.

Dabei könnte dies eine weitere bemerkenswerte Volte in deren Club-Geschichte sein. Denn nur mithilfe des amerikanischen Milliardärs Philip A. Anschutz gelang es dem Verein aus dem Plattenbauviertel Hohenschönhausen, sich im vereinten Deutschland ganz vorne zu positionieren. Das letzte Präsent: die Hightech-Arena am Ostbahnhof. Wenn die Eisbären jetzt mit den Anschutz-Millionen rüber in den Osten machen würden – das hätte doch was.

Der Ligaalltag dagegen verheißt nur Langeweile. Mit einem 7:2-Sieg beim Nochtabellenführer Hannover unterstrichen die Eisbären, dass sie die Saison vermutlich wieder als Erster beenden werden. JOHANNES KOPP